Kaufhaus des Nahen Ostens

Seit mehr als dreißig Jahren verkauft Familie Harb Köstlichkeiten und Waren aus dem Vorderen Orient

Adib und Oliver Narb, Berlin © FM Rohm

Adib und Oliver Narb, Berlin © FM Rohm

Ein Geschäft aus einer anderen Zeit ist das „Harb“ an der Potsdamer Straße in Tiergarten. Arabische Schriftzeichen und ein stilisierter Zedernbaum an der Eingangstür künden von der Herkunft der libanesisch-stämmigen Familie. Betritt man das kleine arabische Kaufhaus, überwältigt einen das Angebot. Bis unter die Decke stapeln sich die Lebensmittel und Produkte aus dem Nahen Osten und man weiß gar nicht, wo man zuerst hinsehen soll.
Dabei muss zuerst einmal der Geruchssinn beruhigt werden, denn über die Nase fallen 1001 Aromen her. Kardamom, Ras el Hanout, Kaffee, Tee, getrocknete Hülsenfrüchte, Süßwaren und Kosmetika sorgen für einen betörenden Duftmix. Von der Decke hängen kunsthandwerklich gefertigte orientalische Lampen, auf den Regalen stehen Dutzende Shisha-Wasserpfeifen, Tamburine und reich verzierte Trommeln. Backgammonspieler finden bei Harb mit Perlmutt und Intarsien verzierte Spielbretter. Auch verschieden geformte Fese sind im Angebot. In einem Nebenraum hängen Tücher, Schals und Pluderhosen. „Früher waren wir die Hauptanlaufstelle für Berliner Bauchtanzschulen“, erinnert sich Seniorchef Adib Harb. „Das ist vorbei, heute kaufen das die Frauen im Internet“, sagt sein Sohn Oliver.
Fese im Kaufhaus Harb, Berlin © FM Rohm

Fese im Kaufhaus Harb, Berlin © FM Rohm

Vor knapp fünfzig Jahren kam der junge Adib aus dem Libanon nach West-Berlin. Er studierte BWL an der Technischen Universität und stand eine Zeitlang im Diplomatischen Dienst seines Landes. Im Herbst 1984 eröffnete er dann das Geschäft. „Damals lebte im Kiez rund um Pohlstraße eine große arabische Gemeinde“, erzählt der in Würde ergraute 72-Jährige. „Heute haben wir ein ganz anderes Publikum.“
Adib und Oliver Harb haben den Wandel der Potsdamer Straße dreißig Jahre lang mit erlebt. Die früher verrufene Gegend mit Prostitution und Drogenkriminalität sei „immer noch rauh, aber die Gegend sei im Umbruch, meint Oliver. So verkauft einige Häuser weiter Fiona Bennett exklusive handgefertigte Hüte, Galerien zeigen moderne Kunst, ausgefallene Restaurants eröffnen neben türkischen Lebensmittelhändlern.
 

Roter Libanese mal anders
Süßigkeiten im Kaufhaus Harb, Berlin © FM Rohm

Süßigkeiten im Kaufhaus Harb, Berlin © FM Rohm

Fast jedes arabische Restaurant der Stadt zählt zu den Kunden von „Harb“. Zu den Besonderheiten des  Sortiments gehört mit Kardamom gerösteter Kaffee, der in einer historischen Steinmühle für die Kunden frisch gemahlen wird. Neben kräftigen schwarzen Teesorten finden sich Kräutertees, gegenüber in den Regalen liegen krachsüße Snacks aus Mandeln, Pistazien, Datteln und Feigen.
Ein umsatzstarker Teil des Sortiments ist Wein. „Das Bekaa-Tal zählt seit mehr als 2 500 Jahren zu den besten Wein-Regionen der Welt“, erklärt Oliver Harb. Mittlerweile gibt es dort rund vierzig Weingüter. Das Chateau Ksara zählt zu den besten und produziert mit moderner Technik ausgezeichnete Weine. „Die Anbauflächen gehen bis 1 500 Meter hoch. Das bedingt die nötigen Temperaturunterschiede, die gehaltvolle Weine ausmachen“. Sein Angebot reicht von einfachen bis hochpreisigen Rotweinen, meist Syrah und Cabernet Sauvignon, über gute Blanc de Blancs bis zu einem fruchtigen Rosé. Auch hochprozentiger Arak aus dem Libanon wird in Gebinden bis drei Liter verkauft.
Shisha-Wasserpfeifen im Kaufhaus Harb, Berlin © FM Rohm

Shisha-Wasserpfeifen im Kaufhaus Harb, Berlin © FM Rohm

Sehr umfangreich ist das Sortiment an Glas- und Konservenware. Scharfe Gürkchen, Mango-Chutney und große Oliven machen Appetit. Eine Rarität ist die  Melasse vom Granatapfel, ohne Zucker hergestellt. „Ideal für Salatsoßen“, schwärmt begeistert ein junger deutscher Kunde. „Kennen Sie denn auch unsere sämige Tahina, die beste Sesampaste westlich von Beirut?“, fragt der Junior. Die werde von den meisten israelischen und arabischen Restaurants geordert. Ebenso die salzig eingelegten Zitronen, und seltene rote Orangenblüten.
Bei den kaum zu zählenden Gewürzen legt Oliver Harb Wert darauf, dass es keine entölten Produkte sind. „Manche Produzenten begasen die Gewürze, damit die ätherischen Öle austreten, und verkaufen dann die entölten Hülsen“, schimpft er. Sein Credo beim Lebensmittelverkauf lautet „Gesundes und Gutes“. Das ist auch das Motto für das „Maiden, Mother & Crone“, ein Restaurant mit moderner mediterraner Küche und Feinkost, das er nebenan mit Freunden eröffnet.
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Adib und Oliver Harb,Kaufhaus Harb, Berlin © FM Rohm

Adib und Oliver Harb,Kaufhaus Harb, Berlin © FM Rohm

mmer wieder ziehen Landsleute den Senior in gestenreiche Gespräche. Einige sind Großhändler und werden per Sackkarre mit Wein und Lebensmitteln versorgt. Alle paar Minuten klingelt das Telefon. Bestellungen werden aufgenommen, danach gehen die angeregten Unterhaltungen weiter, zwischendurch werden neue Kunden begrüßt. Das Ganze geschieht in einer gepflegten Basaratmosphäre. Man weiß nie genau, wer jetzt dran ist, aber am Ende verlassen alle Kunden guter Dinge das Geschäft. Ach ja, und wer eine Reise in den Libanon buchen möchte: auch das geht bei „Harb“.

 

Harb, Potsdamer Straße 93, Tiergarten, Tel. 265 16 27, Mo-Fr 9.30-18.30, Sbd 9.30-16 Uhr, www.oharb.de

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