Kastilien-Leon: Der spanische Urwein im Glas

Das nordwestspanische Städtchen Toro in der Provinz Zamora punktet mit viel Historie und exzellentem Rotwein

Blick durch ein Tor der historischen Stadtmauer auf die Altstadt von Toro, Kastilien, Spanien, 2016 © FM Rohm

Blick durch ein Tor der historischen Stadtmauer auf die Altstadt von Toro, Kastilien, Spanien, 2016 © FM Rohm

Wie schon vor achthundert Jahre wetzen die Mauersegler an der Abbruchkante zur Vega des Duero-Flusses ihr Gefieder im grellen Mittagslicht der Kleinstadt Toro in der Provinz Zamora. Auf dem Plateau trutzt die spätromanische Stiftskirche Colegita de Santa Maria Mayor unter dem Blau des kastilischen Himmels. Wegen ihrer kostbaren Innenausstattung kommen die meisten Touristen nach Toro, wegen des Weines  – und wegen eines golden schimmernden Fenstergitters.
Die Geschichte Spaniens hätte eine andere Wendung nehmen können, hätte es nicht Antona Garcia aus Toro gegeben. Vielleicht wäre Spanien niemals die erste globale Supermacht geworden, in deren Reich die Sonne niemals unterging. So aber verriet die Ehefrau eines kastilischen Hauptmanns den Truppen der Katholischen Königin Isabella einen geheimen Zugang durch die bewehrte Stadtmauer von Toro. Isabella kämpfte gegen Johanna la Beltraneja, die eigentlich für die Erbfolge als Kastilische Königin vorgesehen war. Am 1.März 1476 siegte Isabella in der Schlacht von Toro. Sie gilt als Grundstein für das gesamtspanische Königreich.

Antona Garcia wurde für ihren Verrat grausam bestraft. Am Fenster eines Adelspalastes wurde sie öffentlich geköpft. Die Legende besagt, Königin Isabella ließ später das Gitter des Fensters vergolden. Heute schimmert es hellglänzend neben dem Eingang der Posada La Reja Dorada. Der Palast  aus dem 15. Jahrhundert wurde zu einem Landgasthaus mit Baldachinbetten und säulenverziertem Patio umgebaut.

Carlos Gallego, Winzer, Toro, Kastilien, Spanien, 2016 © FM Rohm

Carlos Gallego, Winzer, Toro, Kastilien, Spanien, 2016 © FM Rohm

In der Bodega nebenan wird ein handgelesener Rotwein unter dem Namen Antona Garcia hergestellt, aus elf Monate im Eichenfass gereiften Tinta de Toro-Trauben, einer Tempranillo-ähnlichen Rebsorte. Bereits im 12. Jahrhundert waren die Toro-Weine wegen ihres tiefen Rottons, dem vollmundigen Geschmack und dem hohem Alkoholgehalt berühmt.
Sechzehn Jahre nach der Schlacht von Toro finanzierte Königin Isabella die Fahrt dreier Schiffe des  Genueser Kapitäns Christopher Columbus über das Meer Richtung Indien. An Bord hatte er einige Fässer Wein aus Toro. Es war damals der bevorzugte Wein, der Katholischen Könige.
Die Zeiten der Katholischen Könige sind lange vorbei, doch die Altstadt atmet noch immer mittelalterliches Flair. Enge Gassen, in denen sich die Alkoven fast  berühren, Säulengänge aus dem 16. Jahrhundert und zahlreiche Sakralbauten faszinieren die Besucher des 9000-Einwohner-Städtchens.
Nach wie vor spielt der Wein eine bedeutende Rolle im Wirtschaftsleben der Region. Fast alle Häuser der Stadt sind unterkellert sind und beherbergen teilweise noch kleine Weinproduktionen. Die in Vergessenheit geratenen schweren Weine sind in den letzten Jahren bei zahlreichen Feinschmeckern wieder in Mode gekommen. Nach vielen Jahren des Niedergangs produzieren mittlerweile große nationale Konzerne wie Riojana oder die Gruppe Felix Solis jährlich mehr als 30 Millionen Flaschen Torowein. Besonderen Schub erhielten die Toro-Weine durch die Schaffung einer Denominación de Origen, D. O.,  im Jahr 1987.
Direktor des Weinmuseums, Weinkonzern Felix Solis, Toro, Kastilien, Spanien, 2016 © FM Rohm

Direktor des Weinmuseums, Weinkonzern Felix Solis, Toro, Kastilien, Spanien, 2016 © FM Rohm

 Knapp 60 Weingüter stellen mittlerweile die unter strengen Qualitätsvorgaben gekelterten Weine her, die vom einfachen Tischwein bis zu  den noblen, Fass- und Flaschen-gereiften Crianzas, Reservas und Gran Reservas reichen. Im 2015 eröffneten Weinmuseum der Weindynastiefamilie Solis wird in dem Nachbarort Morales de Toro die Historie des Weinanbaus von der Römerzeit bis heute anschaulich mit Hilfe moderner Medien vorgestellt.
“Am  besten lernt man die Toroweine bei einer Comida Mariada kennen“, erklärt Carlos Gallego im selben Ort, der für die D. O arbeitet. Bei der Comida Mariada kombinieren Winzer und Köche Weine und Gerichte.  Voller Enthusiasmus erläutert Gallegos die einzigartige, tiefrote Farbe, die dunkelbeerigen Aromen und den komplexen Geschmack der Weine, die zu Blutwurstkrapfen, lauwarmem Ziegenkäse, Tintenfisch oder Schweinefilet mit karamellisierten Zwiebeln serviert werden.
Neben den weltliche Genüssen kommen Besucher hauptsächlich wegen der
Stiftskirche La Colegiata, Toro, Kastilien, Spanien, 2016 © FM Rohm

Stiftskirche La Colegiata, Toro, Kastilien, Spanien, 2016 © FM Rohm

Stiftskirche La Colegiata. Der kürzlich restaurierte Bau wurde im spätromanischen Stil 1140 begonnen.
Architektonischer Höhepunkt der Innenausstattung ist der Portikus der Majestäten, einer von nur drei in Spanien in seiner ursprünglichen farbigen Bemalung erhaltenen. Sieben Bögen mit hunderten kunstvoll gearbeiteten Figuren umrahmen eine Statue der Heiligen Jungfrau Maria mit dem Jesuskind.
Neben der Stiftskirche und der romanischen Backsteinkirche del Santo Sepulcro bewundern Gäste der Stadt den barocken Uhrenturm Torre del Reloj aus dem 18. Jahrhundert. Für dessen Bau soll statt Wasser der Wein von Toro verwendet worden sein. “Typisch Toro”, meint Carlos Gallego.

Die Reise wurde unterstützt vom Spanischen Fremdenverkehrsamt Berlin.

Anreise per Flugzeug nach Madrid, von dort weiter mit dem Zug nach Zamora, Provinzhauptstadt mit 23 romanischen Kirchen, oder per Mietwagen.

Unterbringung:

Palacio Reja Dorada. C/ Reja Dorada 11-13, Toro, Tel. 0034/980/694 979, Doppelzimmer ab 50 Euro, Frühstück plus 5 Euro, www.palaciorejadorada.com

Zamora: Hotel AC Zamora by Marriot, Avda. Príncipe de Asturias, 43, Tel. 0034/ 980/ 557 940 www.espanol.marriott.com/hotels/travel/slmza-ac-hotel-zamora/

Essen:Toro

El Sabor del Vintage, Panera de la Iglesia de San Juan Morales de Toro, Tel 0034/691/ 48 47 74 info@elsabordelvintage.com www.elsabordelvintage.com

Restaurante María de Molina, Plaza Delhy Tejero, 1, Toro, Tel. 0034/980/ 69 14 14 www.hotelmariademolinatoro.com

Weinmuseum: Av. de los Comuneros, 90 49810 Morales de Toro, Zamora, Tel. 0034/980/696 763, Mo-Fr 11-14, 16-19, Sa 11-20, So 11-15 Uhr, www.pagosdelreymuseodelvino.com

Hinweis: Beim Besuch in Toro und Umgebung sind Spanischkenntnisse sehr hilfreich.

Informationen: Spanisches Fremdenverkehrsamt Berlin, Lietzenburger Str. 99, Tel. 030/8826543, www.spain.info;

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