Tiefwerder: Zu Besuch bei den Wasserbüffeln

Ein Ausflug nach Tiefwerder und Pichelswerder an der Havel lohnt sich nicht nur für Wasserfreunde

Bis Oktober stehen die exotischen Paarhufer auf den Tiefwerder Wiesen © FM Rohm

Bis Oktober stehen die exotischen Paarhufer auf den Tiefwerder Wiesen © FM Rohm

Zu unserem Ausflug an eine der schönsten Berliner Wasserlandschaften fahren wir entweder mit dem Bus M 49 stadtauswärts bis zur Station Pichelswerder, oder kommen mit einem privaten Gefährt in das Landschaftsschutzgebiet direkt vor der Freybrücke im Spandauer Ortsteil Wilhelmstadt. Da die Brücke derzeit komplett erneuert wird und die Behelfsbrücke nur zweispurig ist, kommt es gerade am Wochenende häufiger zu Staus. Ein kleiner Parkplatz für PKW befindet sich auf der stadteinwärtigen Seite der Heerstraße, Wendemöglichkeit ist nach der Baustelle der Freybrücke. Man kann übrigens auch mit dem Fahrrad nach Tiefwerder fahren.

Idyllische Wasserlandschaft Tiefwerder Wiesen © FM Rohm

Idyllische Wasserlandschaft Tiefwerder Wiesen © FM Rohm

Schon nach wenigen Metern in den Brandensteinweg nimmt sich die Natur Meter für Meter ihren Raum. In einem kleinen Wäldchen steht ein trutzig wirkendes Backsteinbebäude. Hier befindet sich ein riesgier unterirdischer Gasspeicher. Rechterhand fällt das Gelände zum Wasser ab. Im nördlichen Teil des Stößensees besitzen zahlreiche Berliner Rudervereine und Yachtclubs Grundstücke direkt am Wasser. Einer davon ist der traditionsreiche Akademische Ruder Club zu Berlin, der 1891 in Grünau gegründet wurde und vier Jahre später in Spandau eine Dependance eröffnete. Ehrenobmann Wolf-Herwig Schulze kümmert sich um die Alten Herren. Wenn genügend zusammen kommen, geht es mit dem Riemen-Achtern Richtung Pfaueninsel. „Ein bisschen Bewegung tut auch den alten Herren gut“, meint der rüstige Ruderer.
 

Laichgebiet für Hechte
Sumpfige Altarme der Havel in Tiefwerder © FM Rohm

Sumpfige Altarme der Havel in Tiefwerder © FM Rohm

Wer Tiefwerder selbst per Paddel erkunden will, geht die staubige Straße weiter bis zum Bootsladen, siehe Tipp. Spaziergänger halten sich links und nehmen den höher gelegenen Waldweg, der auf die andere Seite des Werders führt. Hier geht es eine hölzerne Treppe hinunter. Auf Holzbohlen überquert man einen Nebenarm des Hauptgrabens. Rechterhand sieht man nun die Kleingarten-Häuschen von Klein-Venedig. Links öffnet sich das mehrere Hektar große Auensumpfgebiet der Tiefwerder Wiesen. Ein Eichelhäherpärchen lässt kurz seinen blauen Federschmuck aufblitzen, am Ufer spielt der Wind mit dem frischen Grün der Erlen- und Ulmenblätter. Aus der schwarzen Erde wächst zartes neues Rohrglanzgras, mit dunkelvioletten Spitzen. Nicht mehr lange, und dann zeigen sich im ausgedehnten Röhrichtgürtel Wasserschwertlilie, Sumpfdotterblume und weitere seltene Pflanzen.
Weiter im Sumpf glitzert die Sonne auf den seichten Wassern eines Sees, der zu den letzten Feuchtwiesengebiet im Bereich der Berliner Unterhavel gehört. Hier laichen nicht nur Hechte, sondern auch andere Fische und Frösche. Hauptattraktion sind die Wasserbüffel. Seit mehreren Jahren führt das Umwelt- und Naturschutzamt Spandau mit einer kleinen Herde von zehn Exemplaren auf den Auenwiesen eine natürliche Beweidung durch. Von Ende April bis Anfang Oktober stehen die exotischen Paarhufer in einem großen eingezäunten Areal der Tiefwerder Wiesen.
Wasserbüffelherde in Tiefwerder © FM Rohm

Wasserbüffelherde in Tiefwerder © FM Rohm


 

Extraschleife um Pichelswerder

Unser Weg führt entlang des kleinen Wasserlaufes Hauptgraben Richtung Westen. Hinter vielen Häuschen liegt ein Boot im Wasser. Auf den Wiesen käckern Saat- und Rabenkrähen, ein Graureiher fliegt in eleganter Kurve zum Wasser. An einer Schautafel mit den Tieren von Tiefwerder biegt rechts ein Weg ab, der über einen weiteren Wasserlauf zur Dorfstraße führt. Hier bieten viele Firmen die mit Wassersport und Bootsbau zu haben ihre Dienstleistungen an. An der Hausnummer 25 führt ein Weg über eine kleine hölzerne Brücke Richtung Südhafen. Am gegenüberliegenden Ufer der kanalisierten Havel haben sich Baustofffirmen angesiedelt,

Blick von Pichelswerder über die Havel, Berlin © FM Rohm

Blick von Pichelswerder über die Havel, Berlin © FM Rohm

Der Weg führt nun entlang der Havel an der Westseite der Tiefwerder Wiesen. Zahlreiche Freizeitboote schippern Richtung Wannsee, größere Schiffe mit Tiefgang steuern Richtung Südhafen.
In Sichtweite der Heerstraße nehmen den Weg links und genießen noch einmal die Stille und Weite der Tiefwerder Wiesen. Nachdem wir einen kleinen Wasserlauf überquert haben, gelangen wir wieder auf baumbestandenes, höheres Gelände zu unserem Ausgangspunkt. Hier queren wir an der Ampel die Heerstraße zum Siemenswerderweg. Ein etwa 45-minütiger Rundgang führt uns nun um Pichelswerder. Am südlichen Teil des Weges werden wir für die Extra-Schleife mit einer grandiosen Sicht auf die Havel belohnt. Entlang des kleinen Pichelssees führt der Weg zurück zur Heerstraße.

Tipps: Kajaks und Rock’n’Roll

Der Bootsladen, Brandensteinweg 37, Tel. 362 56 85, bis 15. Oktober Di-Fr 12-19, Sbd & So 9-19 Uhr, www.der-bootsladen.de

Sabine Sauer vom Bootsladen, Tiefenwerder, Berlin © FM Rohm

Sabine Sauer vom Bootsladen, Tiefenwerder, Berlin © FM Rohm

Egal ob Canadier oder Kajak, hier findet sich das passende Gefährt für die  Wassersträßchen und Seen von Tiefwerder. Seit 1991 versorgen Sabine Sauer (Foto) und Mann Axel Berliner Wasserfreunde mit den nötigen Utensilien. Auch wer sein Boot im historischen Bootshaus direkt am Wasser unterstellen möchte, ist bei Sauers richtig.

Nostalgija, Siemenswerder Weg 29, Tel. 49 85 14 46, täglich ab 10 Uhr, bis Mitte Oktober, direkt am Stößensee. Einfache Küche mit Bouletten, Suppen, Kartoffelsalat, Schnitzel. Am Wochenende Grill.

Alte Liebe, Havelchaussee 107, Tel. 304 82 58, täglich 11.30 bis 22 Uhr, www.alte-liebe-berlin.de Um Berlins wahrscheinlich ältestes Schiffsrestaurant zu erreichen, muss man Tiefwerder über die Heerstraße stadteinwärts verlassen und auf die Havelchaussee gelangen. Die fünfhundert Meter Umweg sind die Mühe allemal wert. Die Qualität der Küche ist gut, und der Blick vom Deckrestaurant auf die Havel einzigartig.

Ballhaus Spandau. Dorfstraße 5, Tel. 36 43 33 14, www.ballhaus-spandau.club
Europas älteste Rockdiskothek, so die Eigenwerbung, besteht seit 1971. Freitags und sonnabends schwitzen die Ü-40-Gäste zu rockigen Sounds.

Der Ausflug dauert ca. 3 Stunden.

Veröffentlicht unter Reportagen