In der Reinickendorfer Kanu Connection finden Paddler eine Auswahl von mehr als 400 Booten. Das passende Zubehör ist auch im Angebot.
„Wo soll denn der Rennkajak hin?“ ruft ein Mitarbeiter von der Eingangstür.. „Bock den mal draußen auf“, antwortet Chef Frank Fischer. Kurz darauf begutachtet der ehemalige Rennkajak-Fahrer und Geschäftsführer der Kanu Connection das angelieferte Hightech-Boot. Mehr als fünf Meter lang und so schmal, dass man sich kaum vorstellen kann, damit nicht gleich umzukippen. 4000 Euro kostet so ein handgefertigtes, filigranes Rennboot aus laminiertem Karbon. „Das geht an den Olympia-Stützpunkt in Potsdam“; erklärt Fischer. Neben Rennkajaks für Vereine vertreibt Fischer überwiegend preiswerte Kajaks und Kanadier. Die gibt es schon ab 500 Euro.Die geschlossenen Kajaks stammen ursprünglich aus arktischen Regionen von Grönland. Die Inuit benutzten die mit einem Doppelpaddel vorwärts bewegten Boote zur Jagd. Die breiteren, offeneren Kanadier wurden von kanadischen Ureinwohnern mit einem Stechpaddel gelenkt und ebenfalls zur Jagd verwendet. Die beiden Bootstypen werden heute überwiegend aus Kunststoff hergestellt. Als dritte Bootsart kam vor rund hundert Jahren das Faltboot in Europa hinzu, bei dem das auseinandernehmbare Holzgestell mit einer Gummihaut überzogen wird. „Wir bieten die ganze Palette“, sagt der 55-Jährige. Mit seinem Hippie-Look, Nickelbrille und Bart, an den Füßen Crocs, zeigt er, dass er keinen Wert auf Chichi legt.
Als Sohn eines Rennkajak-Fahrers aus der Stadt Brandenburg entschied er sich mit sieben Jahren, seinem Vater sportlich zu folgen und fuhr zwanzig Jahre Rennkajak, überwiegend Zweier. „Das ist Hochleistungssport, mit Kraft- und Ausdauertraining“, erzählt er.
Nach dem Mauerfall machte er sich mit seinem Kajak-Beifahrer in einem kleinen Laden in Kreuzberg selbstständig. „Die Nachfrage war da, aber die Räumlichkeiten waren von Anfang an zu klein“, berichtet er. Jahrelang seien zusätzliche Räume angemietet worden, aber die Ausstellungssituation sei immer unbefriedigend gewesen. 2011 ergab sich die Möglichkeit, die alte Fabrikhalle eines Bühnenbauers nicht weit von der Holzhauser Straße anzumieten. Darin bauten die beiden Betreiber einen 600 Quadratmeter großen Ausstellungsraum für rund 100 Boote, ein Haus für Zubehör und Werkstatt und ein Lager für 300 Boote. Ein schwerer Schlag war der Tod seines Freundes und Kompagnon im vergangenen Jahr. Ein großes Foto erinnert an ihn.
Wichtig für die Standortentscheidung war die gute Erreichbarkeit über die Autobahn, und die Möglichkeit, im nahen Borsighafen Boote auch ausprobieren zu können. Das schätzen die Kunden ebenso wie die fachkundige Beratung und die riesige Auswahl. „Früher hatten wir mehr Kataloge. Heute wollen die Kunden die Boote sehen und dann auch gleich mitnehmen“, sagt Fischer. Er hat Kajaks und Kanadier der Hersteller „Epic“, „Triton“, „Delsyk“, „Prion“, „Lettmann“ und „We no nah“ im Sortiment. Alle Boote, selbst die Vierer-Kanadier, passen, mit der richtigen Halterung, auf das Dach eines Mittelklassewagens.
Der Saisonverlauf hat viel mit dem Wetter zu tun. „Bislang kann man nicht Meckern“, meint Fischer. Gerade in Berlin sei Wasserwandern in den letzten Jahren sehr in Mode gekommen. Die Situation, fast vom Stadtzentrum aus über Spree, Havel und Kanäle bis in die Mecklenburgische Seenplatte und sogar bis an die Ostseeküste zu paddeln können, sei „wirklich einzigartig“.
Neben der Beratung zu Touren, für die es auch Literatur und Karten im Laden gibt, bietet Kanu Connection auch den Service, die Paddel genau auf die Körpergröße anzupassen. „Auch den optimalen Winkel der Paddel können wir einstellen“, sagt Frank Fischer. Außerdem werden in der Werkstatt Boote repariert. Wie viel Wert auf die handwerkliche Seite gelegt wird, zeigen zahlreiche „Oldtimer“ in unterschiedlichen Zuständen, mit denen die Räume dekoriert sind.
Abgerundet wird das Sortiment mit Funktionskleidung gegen Wind, Regen, aber auch Shirts mit eingebautem UV-Filter werden verkauft, Helme für Touren durch wildere Wasser und Handschuhe. „Wer keine Hornhaut hat und auf längere Tour geht, sollte die auf jeden Fall tragen“, rät Fischer.
Letzter Schrei in dieser Saison sind sogenannte „Origami-Faltboote“ aus Polyethylen. Die Einer-Faltboote finden in 14 Kilo schweren Sporttasche Platz und können sogar in der S-Bahn transportiert werden. Kostenpunkt rund 1.200 Euro. Auf Berliner und Brandenburger Seen werden diesen Sommer außerdem breite SUPs zu sehen sein, Stand Up Paddelboards. Auf denen bewegt man sich stehend vorwärts. „“Wer’s mag“, meint Frank Fischer. Er bevorzugt ganz klar den Kajak. Aber zum Glück kann auf den Berliner und Brandenburger Gewässern jeder nach seiner Fasson selig werden.
Kanu Connection, Soltauer Straße 26-30, Borsigwalde, Tel. 612 26 86, Mo-Fr 10-19, Sbd 9-13 Uhr, www.kanu-connection.de