Denise und Janine Sadowski lieben guten Kaffee. Den bieten sie in der Spandauer Altstadt in einem schmucken Café. Das besondere daran: die Möbel und Einrichtungsgegenstände kann man kaufen
Auf dem schmalen Bürgersteig der Jüdenstraße 26 in der Spandauer Altstadt stehen kleine Tische, an denen Gäste unter freiem Himmel ausgezeichneten Kaffee genießen. Einige haben dazu ein Stück Kuchen bestellt. Drinnen hinter der Theke stehen Denise und Janine Sadowski. Seit sieben Jahren offerieren die beiden bildhübschen Schwestern am Standort Kaffeespezialitäten. „Wir schätzten schon als Teenager qualitativen Kaffee und kannten den kleinen Laden mit Privatrösterei als Stammkundinnen“ erzählt die 28-jährige Denise. „Als der Besitzer dann erklärte, er wolle zukünftig nur noch rösten, haben wir gleich unser Interesse bekundet“, ergänzt die drei Jahre ältere Schwester Janine.Zuerst tagte der Familienrat. Vater Peter, der in der Spandauer Altstadt seit vielen Jahren ein Antiquitätengeschäft betreibt, unterstützte die Töchter bei ihrem Wunsch nach Selbstständigkeit ebenso wie die Mutter. Denise hatte gerade eine Ausbildung als Restaurantfachfrau abgeschlossen und arbeitete im Brauhaus Spandau. Schwester Janine hatte ein künstlerisches Studium abgeschlossen.
„So eine Möglichkeit bieten sich selten. Wir verstehen uns sehr gut und deshalb entschieden wir uns für das Projekt Kaffee-Geschäft“, berichtet Janine. Der Laden war zwar klein, aber trotzdem wurde ein Businessplan erstellt „und mit der Hausbank die Finanzierung durchgesprochen“, erinnert sich Denise. Zwei Jahre lang verkauften die Schwestern in dem mit Kaffeesäcken aus aller Welt dekorierten Geschäft Kaffee- und Espressoröstungen. Hinter einem stilvollen Holztresen mit Kuchenvitrine werden die unterschiedlichen Sorten in Glasdosen mit Messingeinfüllern stilvoll präsentiert.
Rund 20 verschiedene Röstungen sind im Angebot
Im Sortiment sind milde und magenfreundliche Kaffees, etwa der mexikanischen Maragogype, eine kräftige Arabicasorte aus Papua Neuguinea, oder die Spandauer Röstung, die exklusiv für die beiden gebürtigen Spandauerinnen kräftig und herb geröstet wird. Bei den Kaffeesorten setzen die Schwester zu hundert Prozent auf Hochland Arabicas. Im stark gewachsenen Espresso-Segment geht das Sortiment von mild über mittelkräftig bis zur robustalastigen Röstung Skull & Beans, die von einer kleinen Privatrösterei in Friedenau geröstet werden. Insgesamt sind heute rund zwanzig verschiedene Kaffees und Espressi im Angebot, dazu kommen noch einmal so viele Teesorten.Für den kleinen Hunger werden ausgesuchte Backwaren zu Tisch gebracht. Die kommen mittlerweile von einem Köpenicker Konditor, der köstliche Zitronentarte, Schokokuchen und fulminante Baisertorten liefert. Aus der herzhaften Snackküche kommen Quiches. Auch Frühstücke sind im Angebot. Allerdings auch hier kein 08/15-Sortiment, sondern hausgemachte Leckereien, wie das Vitalo, mit Vitalbrot, Kräuterquark, haugemachtem Müsli, Honig und frisch gepresster Orangensaft, das vegane Frühstück mit Couscous, Tofu und ausgesuchten Aufstrichen oder das Lachs de Luxe mit einem Glas Sekt.
Allerdings muss man die Frühstücke telefonisch bestellt werden. „Wir wollen unsere Frühstücke so frisch wie möglich anbieten“, erklärt Janine Sadowski.
Natürlich werden alle Kaffees frisch gemahlen auch zum sofortigen Genuss mit einer spanischen Zweiboiler- Siebträgermaschine von Iberital zubereitet. „Wir haben im ersten Jahr sehr viel über Kaffee, Röstung und Zubereitung gelernt“, sagt Janine Sadowski, „und wir hatten Glück, dass wir so gut angenommen wurden.“
Biedermeier- und Jugendstil-Möbel im Café
Seit rund zwei Jahren sitzen die Gäste nun in wunderschönen, stets wechselnden Antiquitäten, überwiegend aus der Zeit des Biedermeier, Art Deco und Jugendstil. Man sitzt an kleinen, behutsam zusammengesetzten Ensembles wie einem erdfarben samtbezogenen Mahagony-Dreisitzer von 1860. 650 Euro soll er kosten. „Unsere Preise sind moderat, wir wollen Bewegung und Abwechslung und dass die Kunden sich die Sachen auch leisten können“, erklärt Denise Sadowski. Der Jugendstiltisch in Eiche mit Sockelfuß wird für 200 Euro verkauft, die neu gepolsterten Stühle für 50 Euro das Stück. An den Wänden hängen kleine Stiche mit Berlinmotiven oder von romantischen Zielen wie Venedig oder Paris. KPM-Porzellan mit Blumenmotiven schmückt Vitrinen und Beistelltische, auch der Leidenschaft für China-Porzellan des Vaters wird Tribut gezollt. Auch Hochpreisiges steht zum Verkauf, etwa ein italienischer Marmor-Intarsientisch aus dem 19. Jahrhundert. „Eine absolute Rarität“ versichert Peter Sadowski.
Um kurz nach elf, eine Stunde nach Öffnung des Kaffee 26, sind alle Tische besetzt. „Im Winter ist es noch voller“, freuen sich die beiden Schwestern. Kein Wunder, dass sie schon daran denken, noch ein zweites Café zu eröffnen. Dann in einem neuen Bezirk, aber sicherlich auch wieder mit Antiquitäten.
Kaffee 26, Jüdenstraße 26, Spandau, Tel. 33 93 94 48, Mo-Fr 10-18.30, Sbd 10-18 Uhr, Ferien 23. 7. – 8. 8. , www.kaffee26.de