Vier Tage unterwegs auf dem Osteifelweg von Maria Laach nach Moselkern. Wegen Corona nicht immer perfekt, aber charmant und naturnah
Bei schönem Wetter ist Maria Laach Ziel für hunderte Tagesausflügler. Sie besichtigen die wunderschöne Gärtnerei der Klosteranlage und genießen die Ruhe im Schiff der sechstürmigen Klosterkirche romanischen Ursprungs. Anschließend gönnen sich einen Ausflug zum nahen Kratersee und genießen köstliche Backwaren oder deftige Gerichte im verglasten Schankraum des Seehotels. Wir tun es ihnen gleich, und studieren bei Kaffee und Torte noch einmal die Karte im Maßstab 1: 25000 für unsere Wanderung von hier an die Mosel. Denn: auf der Wanderung gibt es vielfach kein Internet.
Am nächsten Tag parken wir auf dem bewachten Platz am Kloster. Diesmal haben wir die Wanderausrüstung mit, gutes Schuhwerk an und Kleidung für 5 Tage im Rucksack. Hinter dem Kloster beginnt der Weg. Er führt vorbei an einem Themenpark über Vulkanismus, der hier vor rund 15 000 Jahren die Landschaft formte. Danach stapfen wir durch Mischwald unter einer Autobahnbrücke der A 61 auf den mit blauem, dunkelbraunem und grünem Strich gekennzeichneten Wanderweg.
In den nächsten Tagen werden wir das Wegzeichen wohl an die hundert Mal an Baumstämmen suchen und finden. Der Osteifelweg ist sehr gut ausgeschildert, nur einmal haben wir uns fast verlaufen. Getroffen haben wir auf unserer Tour nur Menschen, wenn der Osteifelweg einen der vielen Traumpfade berührte, die überall in der Eifel für Tageswanderer eingerichtet wurden. Die Traumpfade werden stark vermarktet, der Osteifelweg kaum. Für uns eine Wohltat, denn so konnten wir fast durchgängig nur für uns herrliche Natur genießen.
Regulärer Start des Osteifelweges ist in Bonn, rund 117 Kilometer sind es nach Moselkern, acht Etappen. So viel Zeit hatten wir nicht, und wählten deshalb den für uns schönsten Teil der Strecke, rund 65 Kilometer von Maria Laach nach Moselkern. Es war nicht einfach, die vier Übernachtungen zu buchen. Zum einen, weil wegen Corona zahlreiche Gasthöfe und Pensionen geschlossen hatten. Zum anderen ist Urlaub in Deutschland wegen der Infektionszahlen im Ausland derzeit sehr beliebt. Erschwerend bei der Quartiersuche kam hinzu, dass Wirte Gäste bevorzugen, die eine ganze Woche bleiben, anstatt nach einer Übernachtung alles neu beziehen und desinfizieren zu müssen.
So blieb uns am ersten Tag nichts anderes übrig, als auf eine Übernachtung im Forsthaus Riedener Mühle auszuweichen. Die am Weg gelegen Hammesmühle war geschlossen. Über das Örtchen Bill und den Aussichtspunkt Gänsehalsturm ging es 14 Kilometer mit viel bergauf, bergab zum kleinen Waldsee in Rieden und weiter zur Riedener Mühle. Auf frische Regionalküche und gutes Bier folgte frühe Bettruhe.
Anderntags war das Etappenziel Monreal, rund 15 Kilometer, ebenfalls mit rund 400 Höhenmetern bergauf und bergab. Der Weg führt über einen steilen Hügel. Aus Bequemlichkeit und weil es in der Herberge hieß, wir könnten alternativ ohne Steigungen entlang des Wasserlaufes mit dem wohlklingenden Namen Nette gehen, entschieden wir uns für diese Route. Allerdings endete der Weg entlang der Nette bald an der Straße.
Nach 1,5 Kilometern, direkt hinter der geschlossenen Hammesmühle, geht es rechts wieder auf den Osteifelweg. Buchen- und Eichenriesen sorgen für ein grünes Laubdach, Erlen rauschen im sanften Wind. Gegen Mittag passieren wir das pittoreske Schloss Bürresheim, in dem Szenen von Indiana Jones gedreht worden waren. Die Wartezeit aufgrund der Corona-Hygienebedingungen war allerdings zu lange für eine Besichtigung.
Weiter geht es auf breiten Forstwegen und schmalen Pfaden hügelauf und hügelab, schweißtreibend, durch sehr naturbelassene Wälder. Wildtauben gurrten, Spechte klopften, Eichhörnchen sprangen von Ast zu Ast, Ameisen bauten fleißig große Hügel. Aber es wird auch gestorben im Wald. Immer wieder stehen ganze Fichtenwäldchen graubraun und tot im Mischwald. Forstarbeiter kämpfen mit den Borkenkäfern um das Holz der Fichten.
Teilweise sehr merkwürdige Namen haben sie in dieser Gegend. Entlang von Eiterbachtal und Leichenweg erreichen wir schließlich Monreal. Was sich anhört wie der korrekt ausgesprochene Name der fankokanadischen Stadt Montreal, ist ein malerisches Fachwerkdorf am Flüsschen Elz. Die ochsenblutrot und dunkelbraun gestrichenen Holzbalken des Fachwerks leuchten aus frischem Weiß der Hauswände, biegen sich in aberwitzigen Konstruktionen, geben seit Jahrhunderten Halt und sorgten pikobello gepflegt dafür, das Monreal mehrmals den rheinland-pfälzischen Landeswettbewerb von „Unser Dorf hat Zukunft“ gewann, 2004 sogar den bundesweiten Preis erhielt. Wer noch Kraft und Zeit hat, kann die zwei Ruinen der Philipps- und Löwenburg besichtigen. Ein Hinweis: Wer wie wir an einem Dienstag kommt, muss sich sputen, etwas zu Essen zu bekommen. Die drei Restaurants des Dorfes haben alle Dienstag Ruhetag, die zwei einzigen Cafés schließen um 18 Uhr. Dafür zeigten Tornado-Kampfjetpiloten am Abend ihr ohrenbetäubendes Tiefflugkönnen. Zum Glück nur einmal während der Wanderung. Überfliegende Tornados in größerer Höhe gehören hier jedoch zum Alltag.
Die nächste Etappe führte Richtung Burg Pyrmont. Der Gasthof an der Pyrmonter Mühle hat corona-bedingt nur vier Tage die Woche offen, die Burg ist geschlossen. 23 Kilometer lang ist die Etappe, die Menschen über 60 Jahre einiges abverlangt. Vorbei an alten Mühlen- und Klosterruinen sind rund 500 Höhenmeter zu bewältigen, immer wieder geht es hinab zum Flüsschen Eltz, das nach dem trockenen Sommer wenig Wasser führt, im Frühjahr kann es zu einem rauschenden Flusslauf anschwellen. Und immer wieder geht es hoch auf die Kämme des Eltztals. Unterkunft gab es in Pillig. Der Pilliger Hof ist eine in die Jahre gekommene Institution mit gutem Essen. Nebenan, erzählt der Betreiber, tanzten früher Jugendliche aus der gesamten Umgebung zu Disko im 500-Personensaal. Dieses Jahr wollte Thomas Anders von Modern Talking, er lebt in der Nähe, mit den alt gewordenen Jugendlichen von damals feiern. Wurde nix wegen Corona, vielleicht nächstes Jahr.
Nach den Strapazen des Vortages freuen wir uns auf gerade einmal 13 Kilometer zum Abschluss der Wanderung, die uns nach etwa zwei Stunden zum architektonischen Highlight des Osteifelweges führe. Nach einem steilen Aufstieg aus dem schattigen Eltztal überwältigt die Sicht auf Burg Eltz, eine der best erhaltenen Burgen Deutschlands. Uneinnehmbar liegt das mittelalterlicheEnsemble aus Bergfried, Befestigungsmauern, Fachwerkgebäuden und schiefergedeckten Spitztürmen auf einem Felssporn. Das auch als Neuschwanstein Nordrhein-Westfalens benannte Bauwerk zierte früher die Rückseite des 500-DM-Scheines. Die Warteschlange zur Burgbesichtigung zog sich an einem normalen Wochentag einen Viertelkilometer den Weg entlang. Nach weiteren zweieinhalb Stunden erreicht man in Moselkern die Mosel. Von dem kleinen Ort gelangt man mit den Zug über Koblenz nach Mendig, von dort mit Buslinie 819 zurück nach Maria Laach.
Weitere Informationen:
Parken auf dem Parkplatz des Klosters Maria Laach kostet 2 Euro pro Tag.
Unterkünfte:
Nähe Hammesmühle: Forsthaus, Nettestraße 12, 56745 Volkesfeld, Tel. 02655/95990, Do Zi 83 Euro mit Frühstück, www.hotel-forsthaus.com
Monreal: Gästehaus am Markt, Obertorstraße 8, 56729 Monreal, Tel. 02651/905062, 7Do Zi 70 Euro mit reichhaltigem Frühstück, www.gaestehaus-monreal.de
Nähe Burg Pyrmont: Pilliger Hof, Hauptstraße 13, 56723 Pillig, Tel. 02605/9629509, Do Zi ab 80 Euro inkl. Frühstück,www.pilliger-hof.de
Moselkern: Landhotel Ringelsteiner Mühle, Elztal 94, 56254 Moselkern, Tel. 02672/910200, Do Zi 115 inkl. Frühstück,www.ringelsteiner-muehle.de
Sehenswürdigkeiten:
Schloss Bürresheim, 56727 St. Johann, Tel. 02651/76440, Fr-So 10-18 Uhr, www.tor-zum-welterbe.de/schloss-buerresheim/
Burg Pyrmont, 56754 Roes, Tel. 02672/2345, bis zu Corona-Lockerungen geschlossen, www.burg-pyrmont.de
Burg Eltz, Burg Eltz 1, 56294 Wierschem, Tel. 06272/950500, tägl. 9.30-17 Uhr, Tickets nur vor Ort, www.burg-eltz.de
Maria Laach: Kloster und Klosterbetriebe, www.maria-laach.de
Informationen:
Eifel Tourismus, Mo-Fr 8.30-17 Uhr, Tel. 06551/96560, www.eifel.info