Auf Berliner Restaurantschiffen und Lokalen am Wasser kommt bei jedem Wetter Urlaubsstimmung auf
Flirrendes Nachmittagslicht wirft seine sommerlichen Strahlen durch die Bäume am Ufer der Spree in Treptow. Auf der Wasserterrasse des Restaurants „Klipper“ weht eine leichte Brise. Weiter weg ziehen Ausflugsdampfer über die Spree, an der Insel der Jugend legen Tretboote und Kanus ab und wieder an. Im Glas ein fruchtiger Weißwein oder eine Saftschorle, auf dem Teller Filets von Lachs und Zander mit Bratkartoffeln, ein leichtes Tartar vom schiffsgeräuchertem Lachs mit Ananas und Stangensellerie oder ein frischer, knackiger Salat. Urlaubsstimmung an der Spree.
Seit 23 Jahren besteht die Gastronomie in Treptow, gut erreichbar per S-Bahn, Fahrrad oder Auto. Angefangen hat das Team mit einem niederländischen Segler aus dem Jahr 1890. „In dem haben wir heute unsere Küche und 40 Sitzplätze bei Regen. Im Laufe der Jahre kamen die 200-Personen-Wasserterrasse, ein Seepavillon für Feiern und eine überdachte Terrasse für Gruppen dazu“, berichtet Geschäftsführerin Saskia Schöpf. Das kulinarische Angebot beginnt morgens mit Frühstücksangeboten von Müsli über Eierspeisen bis zum üppigen „Rettungsinsel“-Frühstück mit Garnelen, Rollmops- und Matjesfilets, Salat und Vollkornbrot. Küchenchef Oliver Klitzke räuchert Lachs und Forelle vor Ort. Neben Fischgerichten stehen auch saisonale Speisen mit Wild, Rind und vom Duroc-Schwein auf der Karte.
Einige Kilometer weiter spreeaufwärts, kurz vor dem Müggelsee, liegt die „Spree Arche“ im Wasser. Das zweistöckige Restaurant ist in letzter Zeit mehrfach in den Medien präsent gewesen, weil das Bezirksamt eine fehlende Betriebserlaubnis bemängelt. Betreiber Frank Cotte versteht die ganze Aufregung nicht, schließlich liege das auf einer Betonwanne aus Kiefern- und Lärchenholz gefertigte zweistöckige Restaurantschiff seit vielen Jahren auf der Spree.
Über 85 Sitzplätze verfügt die „Spree Arche“ innen, rund 100 stehen auf den Außenterrassen zur Verfügung. Aus der Kombüse kommt eine kleine Anzahl von Fischgerichten von Matjes bis Filetteller. Eine kleine Auswahl an Fischgerichten serviert er mit Bratkartoffeln, Kartoffelsalat und Gartensalate, auch Bouletten mit Beilage. Allein vom Tagesgeschäft könnte er nicht leben. Das liegt auch daran, dass die „Spree Arche“ nur per Boot erreichbar ist. Von Friedrichshagen unter dem Spreetunnel und dann zu Fuß zu einem kleinen Anleger. Dort werden Gäste abgeholt und nach dem Essen wieder abgesetzt.
Solche Probleme kennt man im „Zollpackhof“ nicht. Mitten im Regierungsviertel mit einer 800 Personen fassenden Außenterrasse, 280 Innenplätzen und noch einmal 160 Sitzplätzen im „Augustiner Keller“ befindet sich seit fast 20 Jahren die süddeutsch-österreichisch kulinarisch beatmete Lokalität direkt an der Spree. Gastronom Benjamin Groenewold hat die völlig heruntergekommene Liegenschaft 2005 sukzessive zum beliebtesten innerstädtischen Biergarten mit Restaurant ausgebaut. Nach einer langen Umbauphase in Zusammenarbeit mit der Münchener Augustiner Brauerei präsentiert sich das Ensemble seit 2016 in Anlehnung an historische Baupläne.
Vier verschiedene Sorten Augustiner Bier liegen an den Hähnen des „Zollpackhof“, kulinarisch werden Klassiker aus der bayerisch-österreichischen Küche serviert. Nicht nur bei Ministeriumsmitarbeitern ist das wochentags angebotene Lunch im Restaurant beliebt. Für 14,90 Euro stehen vier deftige Fisch- und Fleischgerichte und ein vegetarisches Gericht inklusive ein Glas Wasser zur Auswahl. An den Ausgabestationen im Biergarten sind Grillgerichte, Warme und Kalte Küche erhältlich.
Keine europäische Metropole hat so viel Wasserfläche aufzuweisen wie Berlin. Gern schmückt sich die Stadt mit dem Attribut Spreeathen, im Osten und Westen finden sich Ortsteile wie Neu- oder Klein- Venedig. Insgesamt besitzt Berlin rund 52 Quadratkilometer Wasserfläche, etwa sechs Prozent der Stadtfläche, rund 180 Kilometer lang sind die schiffbaren Wasserstraßen.
Maritim-gastronomisch geht es auch am Kreuzberger Urbanhafen zu. Hier liegt seit 1988 die Van Loon. Vor einigen Jahren wurde das Schiff komplett neu gebaut, größer, breiter, heller, mit offener Küche und zwei Kaminen für die Winterzeit. Mittlerweile finden auf Wasserterrasse, Sonnen- und Unterdeck rund 190 Gäste Platz. Das Schiff wird vollständig mit Solarstrom versorgt. In der Küche, die ab 10 Uhr Frühstück serviert, setzt Betriebsleiter Fevzi Demir zusammen mit Küchenchef Patrick Fähling auf frische Produkte. „Wir wechseln alle drei, vier Wochen die Karte“, erläutert Demir. Beliebt sind Fish & Chips mit hausgemachten Soßen, Kleinigkeiten im Tapas-Stil, Bowls, vegane Gerichte und „natürlich Fischspezialitäten“, so der Betriebsleiter.
Im Moabiter Spreebogen liegt seit 2007 das Restaurantschiff „Patio“. Hier genießen die Gäste den Wasserblick im edel designten Ambiente. Mit viel Holz und Glas gestaltet, bietet das Patio bei guten Wetter Platz auf zwei Terrasse. Unter Deck sitzt man hinter großen Panoramafenstern dicht über der Wasserlinie. Betreiber Mathias Böhme hat nach Corona das Konzept auf Fine Dining mit maximal 40 Gästen geändert. Seit zwei Jahren zeichnet Küchenchef Christopher Kümper für die Karte verantwortlich. Er hat in mehreren Sterne-Restaurants im In-und Ausland gearbeitet und offeriert auf der anspruchsvollen Speisekarte Drei- bis Fünf-Gang-Menüs ab 79 Euro.
Dazu zählen Zanderschaumbällchen, mit Blumenkohl, Café de Paris, Harissa oder ein butterweich geschmortes Schulterstück vom Wiesenkalb mit Gartengemüse und Couscous, französisch portionierte Geschmackserlebnisse der oberen Kategorie. Zuletzt hat der vom Darß stammende Gastronom für Feiern und Events hat das Schiff um mehr als 2,50 Meter unter der Wasserlinie mit einem coolen Clubraum im Unterwasserstil mit Bullaugen-Aquarien umgebaut.
Am Charlottenburger Tor im Westen der Stadt liegt seit 28 Jahren das ein ehemaliges Lastenmotorschiff am Ufer des Landwehrkanals. Georgi Künnemann war von Anfang an dabei, zuerst als Matrose und im Service. Später hat der gebürtige Lichtenberger sein Kapitänspatent gemacht und die „Capt’n Schillow“ übernommen. „Hier muss man alles können, Technik reparieren, bedienen, kochen, grillen“, erklärt der Skipper. In der dunklen Jahreszeit finden auf der Capt’n Schillow rund 50 Gäste auf marineblau bezogenen Sitzbänken unter Deck Platz.
Auf und unter Deck bietet Künnemann ein breites Spektrum von einfachen Speisen wie Matjes oder Backfisch bis feinen Gerichten mit Edelfischen wie Steinbutt und Seeteufel. Auch der norddeutsche Klassiker Labskaus ist im Angebot, Fleischgerichte und ein halbes Dutzend vegetarische Speisen. „Am Wochenende ist unser Frühstücksangebot sehr beliebt“, erklärt Georgi Künnemann.
Capt’n Schillow, Straße des 17. Juni 113, Charlottenburg, Tel. 31 50 50 15, Mo., Mi.-Fr 16-22, Sbd.+So. 11.21 Uhr, www.capt-schillow.de
Klipper, Bulgarische Straße 62, Treptow, Tel. 53 21 64 90, tägl. 10-24, Küche bis 21 Uhr, www.klipper-berlin.de
Patio
Kirchstraße 13 a, Moabiter Brücke, Moabit Tel. 40 30 17 00, Di.-Sbd. ab 17.30 Uhr, www.patio-berlin.de
Spree Arche, unter Spreetunnel von Friedrichshagen, dann 300 Meter links am Ufer zur Bootshaltestelle, Mi.-Fr. ab 14, Sbd.+So. ab 12 Uhr, Tel. 0173-360 44 05, www.spreearche.de
Van Loon, Carl-Herz-Ufer, Kreuzberg, Tel.692 6293, Mo.-Fr. ab 16, Sbd., So. +feiertags ab 10 Uhr, www.vanloon.de
Zollpackhof, Elisabeth-Abegg-Straße 1, Tiergarten, Tel. 33 09 97 20, täglich ab 12, Küchenschluss 21.30, Getränkeschluss 22.30 Uhr, www.zollpackhof.de