Kaffee und Kuchen gehören zum Standardangebot der Gastronomie in Museen. Aber es gibt auch anspruchsvolle Konzepte und sogar Spitzenklasse-Restaurants. Eine Auswahl
Große
Fensterfronten, ein Vollholztresen als Raumteiler, feuerwehrrote
Sitzhocker der Berliner Möbelmarke Objekte unserer Tage sorgen im
Café-Restaurant „Dix“ in der Berlinischen Galerie für
kunstvolles Ambiente. Dazu lädt im Sommer eine große ruhige
Terrasse zum Verweilen und Speisen ein. Erst vor einem Jahr haben die
letzten Besitzer aufgegeben, die neuen Betreiber sind gewarnt. Seit
Mai sind Antonio Rilling zusammen mit Koch Frederik Jagla mit der
Gastrofirma Bark Berlin am Start. „Die Umsätze in der
Museumsgastronomie hängen stark vom Besucherzuspruch der jeweiligen
Ausstellung ab“, verrät Rilling. Zum Geschäftsmodell gehören
auch Caterings für namhafte Unternehmen. „Nur vom Museumsbetrieb
allein kann kaum ein Gastronom leben“, sagt Rilling.
Bark
Kitchen betreibt auch das Café in der „C/O-Galerie“ am
Zoologischen Garten. Im Gegensatz zum „Dix“ dort allerdings nur
mit einer Vorbereitungsküche. „Mit unserer Vollküche hier sind
wir bestens ausgestattet. Natürlich merken wir auch, dass die Leute
weniger Geld haben“, sagt der 36-Jährige. Bark Kitchen reagiert
darauf mit einem kulinarischen Baukastensystem. „Wir arbeiten mit
einem festen Bestandteil, das sind hausgemachte Semmelknödel mit
Gemüsebeilage und Salat, 13,90 Euro. Dazu kann man Fleisch
bestellen.“ Gut ist der Nachhaltigkeitsaspekt des Konzepts, denn
die Knödel werden aus übrig gebliebenen Bretzeln und Laugengebäck
des Cafés hergestellt. Auch eine Tagessuppe und ein Tagesgericht
stehen auf der Karte. Zu den besten Umsatztagen zählt übrigens der
erste Sonntag im Monat: dann ist bei den meisten Berliner Museen der
Eintritt frei.
Alte Jakobstraße 124 – 128, Tel. Kreuzberg, Mi.-Mo 10-18 Uhr, Eintritt Museum 10, ermäßigt 6 Euro, www.barkberlin.com
Ende Mai eröffnete auch das Café-Restaurant „Westberlin“ neben einem der führenden Ausstellungshäuser der Stadt, der „König Galerie“. Die präsentiert in dem ehemaligen katholischen Gotteshaus St. Agnes, entworfen von Nachkriegs-Stararchitekt Werner Düttmann, u. a. Brücke-Museum, Akademie der Künste, in einem kubischen 800-Quadratmeter entkernten Kirchenschiff hochkarätige zeitgenössische Kunst. „Wir hatten nach einem Brand an unserem Standort in der Friedrichstaße länger gesucht, bis wir diesen wunderbaren Ort fanden“, erklärt Mitinhaber Kai Bröer. Neben einem kleinen Vorgarten besticht das „Westberlin“ durch den minimalistischen unteren Schankraum und einem Work-Space für mobil Arbeitende im ersten Stock und einer große Terrasse. In der Vitrine warten hausgebackene Kuchen wie Earl Gray Cake, herzhafte Sandwichs und Brioches, ebenfalls hausgebacken, und Salate, 4,50 – 9 Euro. Das Angebot soll noch erweitert werden. Hingucker ist eine nagelneue gelb emaillierte La Marzocco Siebträgermaschine, mit der köstlicher Kaffee der mehrfach prämierten Stockholmer Rösterei Drop Coffee verarbeitet wird.
Alexandrinenstraße 118, Kreuzberg, Mi.-So. 11-18 Uhr, Eintritt König Galerie ist frei, Kontakt nur über Instagramm
Lange gab es um die Zukunft des Hamburger Bahnhof als Ausstellungsort ein kulturpolitisches Gerangel, es war sogar unklar, ob das Gelände als Kunststandort erhalten bleiben konnte. Nun firmiert er als Nationalgalerie der Gegenwart und ist weiterhin ein Magnet für kulturaffine Menschen. Viele Jahre betrieb Sarah Wiener das riesige Lokal mit vier Meter hohen Decken und wunderschön am Spandauer Schifffahrtkanal gelegenem Außengarten, mit insgesamt rund 300 Sitzplätzen. Zusammen mit ex- Küchenchef Tino Stehr haben Konditorin Anja Siuts und ihr Mann Jonas, ehemaliger Geschäftsführer bei Sarah Wiener, das Lokal während der Corona-Pandemie übernommen und Anfang dieses Jahres behutsam renoviert. Zuletzt wurde es in „Konstantin“ umbenannt. Gemeinsam mit Küchenchef Stehr haben sie es zu einem Ort großen kulinarischen Vergnügens auf ein neues Level gehoben.
Aus der offenen Küche werden gesunde, angesagte Frühstücke wie Eggs Benedict, Shakshuka oder Avocado-Smash geschickt, 13,90 Euro. Permanent im Angebot ist ein Großer Salat, je nach Jahreszeit zusätzlich bestückt, zum Beispiel mit Edamame, Granatapfel, Gurke, 15,50 Euro. Das hausgebackene Hefevollkorn-Weizenbrot wird mit Matjes oder vegan mit gebratenen Pilzen serviert, um 15 Euro. Fleischliebhabern seien Gerichte aus dem kontinuierlich verwendeten Smoker empfohlen, beispielsweise eine butterzart-rauchige Rinderrippe mit knackiger Cole slaw, 25,50 Euro. Grandios auch gebackene Süßkartoffel mit Kräuter-Cashewkruste, gebratenem Salatherz und gerösteter Karotte, 17,90 Euro. „Rund 80 Prozent der Gäste sind Museumsbesucher, ein Fünftel kommt nur zum Essen“, berichtet Jonas Suits. Das könnten bei der ausgezeichneten Qualität mehr werden.
Invalidenstraße 50, Mitte, Tel. 70 71 36 50, Di. Mi. Fr. 10-18, Do. 10-20, Sbd., So.+Feiertage 11-18 Uhr, nur Kartenzahlung, Eintritt Museum: 14, erm. 7 Euro, www.kontantin-restaurant.de
Das blumengeschmückte Restaurant „Benjamine“ im Charlottenburger Georg-Kolbe Museum ist ein kleines Gesamtkunstwerk. Nach vielen Umbauten und Renovierungen eröffnete im Erdgeschoss des ehemaligen Wohnhauses der berühmten Künstlers 2020 das Café Bar Restaurant. Betreiber Markus Mahla und Jasmin Hein haben es nach der früh verstorbenen Ehefrau des Künstler benannt. „Das kulinarische Konzept lautet bio, saisonal und regional“, erläutert Markus Mala. Gemüse und Kräuter werden über Wilmas Gärten bezogen, Cremes, Dips, Brot im Haus hergestellt. Bis auf vier Gerichte, zweimal Bouletten, heiße Leberwurst und Brathering, ist das Angebot vegetarisch. Die Preise bewegen sich zwischen 8 Euro für die in der Vollküche zubereitete Tagessuppe und 19,50 Euro für Brathering mit Kartoffeln und Salat. Ausgefallen sind Stullen belegt mit Rinds-Cannellinibohnen-Bouletten und hartgekochten Eiern. Zudem lassen sich die Betreiber häufig von den Künstlerinnen und Künstlern der Ausstellungen inspirieren. So gibt es nur bis zum Ende der aktuellen Ausstellung von Israelin Noa Eshkol das angesagte Frühstück Shakshuka. Im Haus am Waldsee, das ebenfalls von den Betreibern gastronomisch versorgt wird, gab es eine blaue Suppe aus violetten Möhren und blauen Kartoffeln. Die hatte Künstler Bruno Pélassy gerne gegessen.
Sensburger Allee 25, Tel. Westend, Tel. 304 21 44, Mi.-Mo. 10-18 Uhr, Eintritt Museum 8, erm. 5 Euro, www.georg-kolbe-museum.de
„Dieser Innenhof mit den großen Installationen der jeweiligen Ausstellungen fasziniert mich immer aufs Neue“, sagt Shani Leidermann. Vor fünf Jahren wagte die ausgebildete Tänzerin den Sprung in die Selbstständigkeit mit dem „Beba“ im Martin-Gropius-Bau. Benannt hat sie es nach ihrer Großmutter aus Argentinien. „Von ihr habe ich kochen gelernt, traditionelle israelische Gerichte.“ Damit verbesserte sie ihr Einkommen als Tänzerin, bevor sie nach Berlin kam. Zusammen mit Köchin Anat Barak stellte sie Rezepte aus der weltweiten jüdischen Diaspora zusammen, die bis Herbst, solange es nicht regnet, auf der großen Terrasse neben dem Museum serviert werden. Für Eilige gibt es fertige Snacks wie Bagel, Sandwichs oder Brioches aus dem Foodtruck. Aus der Küche kommen herzhafte Mezze wie gerösteter Blumenkohl mit Kräuter-Tahini, Hummus nach Bebas Rezept, delikat-pikanter Auberginen- und süß-würziger Rote-Bete-Salat, um 8 Euro die Portion oder sechs verschiedene Mezze auf dem Tablett für 20 Euro. Jeden Tag steht ein frisch gekochtes Tagesgericht auf der Karte, mit Salat und hausgemachter Limonade, 17 Euro mit Fleisch, 19 vegetarisch. Als Hauptgericht ist das Schnitzel vom Freilandhuhn mit Hauspommes, Hummus, der scharf-fruchtigen Harrissa-Paste und Beilagensalat beliebt, 24 Euro. Niederkirchnerstraße 7, Kreuzberg, Tel. 0157-31 90 70 76, Mo., Mi.-Fr.12-16.30, Sbd.+So, 12-18 Uhr, Eintritt Museum: 15, erm. 10 Euro, www.beba-berlin.com