Umziehen in Berlin – Von hier nach da

Hilfreiche Geräte beim Umzug © FM Rohm

Hilfreiche Geräte beim Umzug © FM Rohm

Zuerst in den 4.Stock, ohne Fahrstuhl. Von dort in den 3., ohne. Wieder in den 4. ohne, dann zweimal in den 5., auch ohne, anschließend in den 4. Diesmal mit Fahrstuhl. Als nächstes in den 4. ohne, von dort in den 3. ohne, in den 2. ohne und zuletzt in den 10 Stock, wieder mit Fahrstuhl. Zehn Mal ist Anja Schröder in den 18 Jahren, die sie in Berlin lebt, umgezogen. „Meine Freunde nennen mich „die Umzugsprinzessin“. Und sie haben recht“, erklärt die Besitzerin des Weinhandlung Planet Wein in der Nähe des Gendarmenmarktes. Es gibt kaum jemand aus dem Bekanntenkreis der sportlichen Enddreißigerin, der nicht schon einmal Kartons und Umzugsgut von ihr durch ein Berliner Treppenhaus gebuckelt hat. „Die ersten sechs Umzüge habe ich nur mit Freundinnen und Freunden organisiert.“ Egal wo sie damals arbeitete, „alle Kollegen mussten ran.“ Allerdings habe sie in den ersten Jahren in Friedrichshain, Prenzlauer Berg und Weißensee noch sehr wenig Möbel gehabt. Hauptsächlich solche von Ikea. Die konnte man im Zweifelsfall auseinander- und in der neuen Wohnung wieder zusammenbauen. In Mode waren in den späten Neunziger- und frühen Nullerjahren auch praktische Regale aus Weinkisten.

„Das größte Teil war immer das Sofa.“ Und das schwerste die Waschmaschine. Für deren Transport suchte Anja Schröder stets zwei starke Männer. „Die bekamen dann besonders viel Pizza beim Umzugsschmaus in der neuen Küche“, erinnert sich die alerte Geschäftsfrau, der man sofort abnimmt, dass sie auch ordentlich zupacken kann. Das mit dem Essen sei nach ihrer Erfahrung „ein wichtiger Punkt“, wenn der Umzug glatt vonstatten gehen soll – und Helfer auch beim nächsten Umzugs-Anruf nicht gleich auflegen. „Übrigens hilft das Bereitstellen von Speis und Trank auch bei professionellen Trägern von Umzugsfirmen“, erklärt die Umzugsspezialistin.
Vor einigen Jahren noch zogen im Schnitt 10, Mitte der Nullerjahre sogar 12 Prozent der rund zwei Millionen Haushalte Berlins um. Das heißt, in zehn Jahren wechselte statistisch gesehen die komplette Stadt einmal die Wohnung. Allerdings verzeichnen die Investitionsbank Berlin, IBB, und der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen seit 2012 einen deutlichen Rückgang der Umzüge auf zuletzt 9 Prozent.
„Im Innenbereich des S-Bahnrings sind es derzeit sogar nur zwischen 2 und 4 Prozent“, diagnostiziert Mieterschützer Reiner Wild. Grund dafür sind die seit etwa acht Jahren steigenden Mieten „Wer für eine gleichwertige Wohnung 20-30 Prozent mehr Miete zahlen muss als für seine aktuelle, oder für eine kleinere genauso viel wie für die aktuell größere, der überlegt sich genau, ob er umzieht“, sagt Wild. Den Mangel an bezahlbarem Wohnraum erklärt er mit der gestiegenen Attraktivität der Stadt.

Michael Müller, noch Senator für Stadtentwicklung und ab Dezember Regierender Bürgermeister von Berlin, betont, seine Verwaltung „habe in den letzten zwei, drei Jahren die Wohnungs- und Neubaupolitik komplett neu ausgerichtet“. Dazu gehören laut Müller für den Wohnungsbestand die Mietkappungsgrenzen und die zeitnahen Einführung der Mietpreisbremse, das Zweckentfremdungsverbot und der zehnjährige Kündigungsschutz bei der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen. Auf der Wunschliste des Senators steht noch ein allgemeines Umwandlungsverbot, doch da „macht bislang der Koalitonspartner CDU nicht mit“. Die ersten Jahre in Berlin zählte Anja Schröder zu den Stammkunden des Transporter-Verleihers Robben & Wientjes. Bei dem Berliner Autoverleiher, der von der Studentenbude Mitte der Siebzigerjahre zum Berliner Branchenprimus mit vier Standtorten und mehreren hundert Transportern gewachsen ist, dreht sich fast alles um den Umzug. Neben den Fahrzeugen findet die überwiegend studentische Kundschaft so nützliche Dinge wie Kartons. Die früher sehr beliebten Bananenkisten werden mittlerweile von den Supermärkten recycelt.Also muss man Pappkartons bei der Umzugsfirma leihen oder kaufen. 2,50 Euro kostet ein neuer Karton, 1,50 der gebrauchte. Unbeschädigte und unbeschriftete Neue werden für einen Euro zurückgenommen. Ebenfalls im Angebot sind so nützliche Dinge wie Luftpolsterfolie, Decken, Sackkarre, der „Hund“ genannte Rollwagen und Tagegurte. „Klar, auch ein Navi, wir gehen ja mit der Zeit“, sagt augenzwinkernd Ulrich Wientjes. Der Miteigentümer des größten Berliner Umzugstransporter-Leihfirma freut sich, dass noch immer zwischen 60 und 70 Prozent der Umzüge in Eigenregie durchgeführt werden.

Julia und Peter organisieren den Umzug selbst © FM Rohm

Julia und Peter organisieren den Umzug selbst © FM Rohm

Freitag und Sonnabend sind Großkampftage bei Robben & Wientjes. Dann stehen die Umziehenden Schlange, um einen Wagen abzuholen, oder zurück zu bringen. Allein acht Disponenten arbeiten bei Robben & Wientjes in der Zentrale an der Prinzenstraße. Pausenlos klingelt das Telefon, Ausleiher erhalten einen Crashkurs in der Handhabung des Transporters, zurückgebrachte Fahrzeuge müssen auf eventuelle Schäden begutachtet werden. Rund einhundert Kunden betreuen die Disponenten an einen Sonnabend.
Julia und Peter haben hier bereits mehrfach für Umzüge in verschiedene WGs einen Wagen geliehen. Der heutige ist für sie ein besonderer Wohnungswechsel, denn Julia zieht bei Peter in Friedrichshain ein, sie sind ein Paar. Und Umzugs-Profis. „Nein, sonst brauchen wir nichts, nur die Pritsche“, erklären sie Robben & Wientjes-Mitarbeiter Steffen Hilbert. Für drei Stunden wird das Fahrzeug gemietet. Es kostet rund dreißig Euro, inklusive Vollkasko mit 500 Euro Selbstbeteiligung.Dazu kommt Benzin oder Diesel. „Wo sitzt denn die Tankklappe?“ will Julia wissen. Beim letzten Mal hatte sie die nicht gefunden. Während die 27-jährige Jurastudentin zahlt, checkt Freund Peter per Handy die Umzugstruppe ab. „Petra kommt auch noch. Dann sind wir zu siebt.“ Prima. Das Umzugsgut wartet komplett gepackt auf die Helfer, die Möbel sind mit Luftpolsterfolie verpackt. „Es gibt nichts Ätzenderes, als Umzüge, bei denen alle warten, dass die letzten Sachen eingepackt sind, oder man sogar selbst mit einpacken muss“, sagt Peter noch. Dann fahren die beiden los. Hoffentlich ist kein Stau. Umzüge sind Stress.

Anja Schröder beschloss nach dem sechsten Umzug ihre Bekannten und Freunde nicht mehr „für die Schlepperei zu schröpfen“. Zum einen hatte der Hausstand inzwischen größere Dimensionen angenommen. Zum anderen machten sich im Freundkreis erste physiologische Ausfälle – „ich hab Rücken“ – bemerkbar. Seither beauftragte sie Firmen mit dem Transport. Das Wichtigste sei die generalstabsmäßige Organisation des Umzugs. Dabei hat sie im Laufe der Jahre viel gelernt.

Zuallererst „so wenig wie möglich mitnehmen. Alles was man wegwirft, muss nicht wieder hochgetragen werden.“ Dann, „Korrekt packen. Bücherkisten nicht vollladen. Pflanzen alle vorher mit dem PKW in die neue Wohnung bringen“. Beim Einzug hat sie aus Fehlern gelernt und notiert in der neuen, leeren Wohnung akribisch jeden Mangel. „Das empfehlen wir unseren Mitgliedern ebenfalls“, sagt Reiner Wild, Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, der rund 160 000 Berliner in Mietsachen berät und im Streitfall vor Gericht vertritt.
„Viele Umziehende vergessen, da genau genug hinzusehen. Sie sind froh, eine neue Wohnung zu haben, und wollen keinen Ärger schon am Anfang des Mietverhältnisses.“ Der Ärger kommt dann jedoch spätestens beim Auszug, wenn Vermieter oder Hausverwaltung zur Beseitigung der Mängel Geld sehen wollen.

Disponenten beim Transporterverleih Robben & Wientjes© FM Rohm

Disponenten beim Transporterverleih Robben & Wientjes© FM Rohm

Weiteres Konfliktfeld sind die Abnahme und Übergabe der alten Wohnung. „Da hat sich die Gesetzgebung zu Schönheitsreparaturen in den letzten Jahren zum Glück geändert. Es wird häufiger im Sinne der Mieter entschieden“, freut sich Wild. Viele der Mietvertragsklauseln zur Übernahme von Schönheitsreparaturen sind unwirksam. Trotzdem machen viele Vermieter und Hausverwaltungen beim Auszug Druck, „und versuchen Kosten auf die Mieter abzuwälzen“. Manche behielten die Mietkaution mehr als sechs Monate nach Auszug zurück. „Das muss nicht sein“, erklärt Wild. Der Mieterverein hilft seinen Mitgliedern mit einem speziellen „Ratgeber Umzug“, mit Checklisten und Tipps.
Der Mieterschützer spricht im Bezug auf den Berliner Wohnungsmarkt von einem „Schweinezyklus, große Nachfrage und fehlende Bautätigkeit“, meint Wild. Wann und ob sich das ändert, hänge größtenteils von der Politik ab. Mittlerweile sind mehr als doppelt so viele Wohnungsneubauten geplant wie noch vor drei Jahren. Allerdings ist die Akzeptanz in der Bevölkerung für Verdichtung ihrer Stadt nicht besonders hoch. Das zeigte sich zuletzt bei der Ablehnung der Randbebauung des Tempelhofer Felds.
Keine guten Voraussetzungen für Wohnungsbau-Senator Müller, der zur Entspannung auf dem Wohnungsmarkt mantragleich „Neubauten, Neubauten und Neubauten“ fordert. Zur Förderung von sozialverträglichen Mieten in Neubauten wurde ein 320 Millionen Euro schwerer Fond aufgelegt. Damit sollen Neubaumieten um sechs Euro pro Quadratmeter realisiert werden. Darüber hinaus haben die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften bis 2016 den Bau von rund 6 900 neuen Wohnungen zugesagt. Müller rechnet damit, dass bis Ende der Legislaturperiode „rund 30 000 mehr Wohnungen in Landeshand sind“. Auch insgesamt steigen die Zahlen zum Neubau deutlich, für 2014 wird mit dem Bau von rund 10.000 Wohnungen gerechnet.
Eine Möglichkeit, den Wohnungswechsel zu erleichtern, sieht Mieterverein-Geschäftsführer Reiner Wild in verbesserten Miettausch-Möglichkeiten. „In Schweden funktioniert das. Hier ist es politisch bislang nicht gewollt.“ So bleiben in den innerstädtischen Vierteln viele Mieter solange wie möglich in ihren Wohnungen. Es sei denn, die Liebe kommt dazwischen, wie bei Julia und Peter. Oder aber, die Liebe erkaltet. „Einer der Hauptgründe, warum umgezogen wird, sind Trennungen“, erklärt Reiner Wild.
So war es bei Anja Schröder. Mehrmals zog sie mit ihrem neuen Partner zusammen. „Und klar: Nach jeder Trennung ging es wieder auf Wohnungssuche“, sagt die Mutter einer kleinen Tochter. Dabei schien der vorletzte Umzug der letzte für sie zu sein. Mit ihrem Partner zog sie in eine große Altbauwohnung mit Balkon in Charlottenburg. „Ein Traum“, schwärmt sie noch heute. Doch die Liebe hielt nicht und so ging es vor drei Jahren mit Tochter und kleinem Gepäck in eine Neubauwohnung im 10. Stock in Tiergarten. „Fast wie mein erster Umzug“, sagt die Weinhändlerin und lächelt tapfer.
Ramon und Marlies Schlage sind gewissermaßen der Gegenpol zu Anja Schröder. In den letzten 41 Jahren sind die ehemaligen Wirtsleute genau einmal umgezogen. VergangenesJahr, als sie nach 40 Jahren von ihrer 4-Zimmer Wohnung im Rheingau-Viertel in eine 2-Zimmer-Parterre Wohnung in Steglitz wechselten. „Die alte Wohnung lag im ersten Stock und war mit 115 Quadratmetern einfach zu groß für uns geworden“, berichtet die 82-Jährige Frau. Die letzten Jahre wurde das Saubermachen zur anstrengenden Dauertätigkeit. Zudem hatte ihr Mann nach Schlaganfall und einem Sturz Probleme, die Treppen hochzusteigen. „Es ging einfach nicht mehr“, sagt Marlies Schlage.
Als sie 1973 in die erste Etage zogen, waren die zwei Kinder noch klein. Mittlerweile haben die selbst eigene Familien und wohnen schon lange nicht mehr bei den Eltern. Zum Glück hatte die Tochter den Umzug perfekt organisiert. „Wir haben allesselbst in Kartons verpackt. Am Umzugsmorgen brachte uns die Tochter in ihre Wohnung. Abends sind wir in unsere neue Parterrewohnung marschiert“, erzählt Marlies Schlage. „Da war alles schon fertig aufgebaut.“ Nur gewöhnt haben sich Schlagessich noch nicht an ihre neue Umgebung. „Vierzig Jahre am selben Fleck, das prägt doch sehr“, meint sie.

Horst Meckel, Seniorchef Borkowski-Umzüge Berlin © FM Rohm

Horst Meckel, Seniorchef Borkowski-Umzüge Berlin © FM Rohm

Mehr als 400 Umzugsfirmen sind in Berlin auf dem Markt. „1897 bis in die Dreißiger Jahre wurde mit Pferdefuhrwerken umgezogen. Heute fahren wir mit Außenschräglift und LKW mit Ladebordwand vor“, sagt Horst Meckel, Seniorchef von Berlins ältestem Umzugsunterunternehmen, Borkowski in Zehlendorf. Meckel, ein schlanker Mann mit vollem, weißen Haar, hat die Siebzig bereits hinter sich gelassen. Trotzdem ist er fast täglich im Geschäft. Er kann es nicht lassen, sagt er grinsend.
Derzeit fahren seine LKW oft „nach Lichtenberg und Pankow. Da sind viele neue Wohnungen entstanden.“ Weiteres Potenzial sieht er im „Silbermarkt“, Menschen seines Alters und darüber, die über genügend Geld verfügen. Schließlich müssten viele Ältere über kurz oder lang in Pflegeeinrichtungen oder Seniorenresidenzen.
Auch das neueste Geschäftsfeld hat mit den älteren Kunden zu tun: Selfstorage. „Bis vor ein paar Jahren wusste ich gar nicht, was das ist“, bekennt Meckel. Heute macht das Geschäft mit dem Unterstellen von Möbeln in genormten Boxen von sieben Kubikmetern rund ein Fünftel des Umsatzes aus. Zwei Etagen der riesigen Hallen sind mit Containern und Boxen bestückt, in denen kurzfristig Möbel und Hausrat untergestellt werden. „So traurig das ist, im Todesfall greifen viele Hinterbliebene auf diese Boxen zurück“, sagt der Seniorchef. Da häufig die Kinder an verschiedenen Orten in Berlin, in Deutschland oder auch im Ausland leben, mieteten Erben zunehmend die Selfstorage-Boxen, um den Nachlass zu ordnen. Den Vorteil sehen die Kunden im ständigen möglichen Zugriff zu auf die Boxen, ohne dass jemand von der Firma dabei sein muss.
Direkt neben der neuen Zentrale von Borkowski mit über zehntausend Quadratmetern Fläche entsteht eine neue Siedlung mit gehobenen Eigentumswohnungen. Potenzielle Kunden, denn gehobene Eigentumswohnungen bedeutet solvente Eigentümer. Für eine 2-2,5-Zimmerwohnung kalkuliert Meckel mit 1500 bis 2000 Euro Kosten, je nach Wohnungsgröße, Stockwerk und Menge an Möbeln und Kartons.
Er schwärmt von den Zeiten vor dem Mauerfall. Wegen der komplizierten Transitbestimmungen der DDR hätten viel mehr Menschen Umzüge von und nach Berlin von Firmen durchführen lassen. „Das ist lange vorbei“, meint er. Heute macht die Familie auch an anderen Orten Geschäfte. Ein Sohn hat sich auf Umzüge von und nach Mallorca spezialisiert. So ändern sich die Zeiten.

Auch für Berlins größtes Umzugsunternehmen hat sich der Markt seit den Anfängen stark verändert. Als Joachim Dulitz, heute Vorstand der Zapf AG, vor mehr als 35 Jahren in einer Neuköllner Altbauwohnung das Umzugsunternehmen von Klaus Zapf kennenlernte, hatte er „einen Hammer, eine Zange und einen Schraubenzieher“ beim Umzug dabei. Heute rücken die „Fachkräfte für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice“ wie der Lehrberuf seit sieben Jahren heißt, mit einem großen Werkzeugkoffer an. „Die klemmen die Waschmaschine ab, und bringen sie auch in der neuen Wohnung wieder zum Laufen“, erklärt der Ruhe und Besonnenheit ausstrahlende 58-Jährige. Auch Elektroarbeiten vom Lampenanschluss bis zum Setzen einer Steckdose gehören zum Service, genau so wie das sachkundige Einpacken von Geschirr, Vasen und Besteck. „Die Kunden sind anspruchsvoller geworden. Wenn sie schon zahlen, wollen sie Top-Leistungen“, berichtet der Zapfvorstand. 250 bis 270 Menschen arbeiten mittlerweile bei Zapf in Berlin, 60 LKW gehören zum Fuhrpark, 15 Transporter und rund 400 Container. „Das Geschäft ist aufgrund des angespannten Wohnungsmarktes schwieriger geworden“, konstatiert Zapf-Vorstand Dulitz. Er spricht von „Münchner Verhältnissen“ auf dem Berliner Wohnungsmarkt. Wie Mitbewerber Borkowski sucht auch er nach neuen Geschäftsfeldern. Zum Beispiel Aktenlagerung für Kanzleien oder Versicherungen. „Dann müssen diese Firmen nicht umziehen, wenn die Schränke voll sind.“ Und die Vertriebsabteilung arbeitet an Verträgen mit kommunalen Wohnungsunternehmen, die ihre alte Bausubstanz sanieren. Da stehen Umzug in die Umsetzer-Wohnung, Einlagerung von Möbeln und Rückumzug an, teilweise bei mehreren hundert Wohnungen.
„Umzug ist immer eine sehr intime Sache, bei der die Kunden Vertrauen haben müssen. Denn man dringt wohl oder übel in die privatesten Bereiche ein“, sagt Horst Meckel. Manchmal erleben seine Packer und Träger geradezu Herzzerreißendes. So bei einer alten Dame, die sehr gebrechlich war und den Umzug dazu nutzte, nach langer Zeit wieder ein Bad zu nehmen. „Allein wäre sie nicht mehr aus der Wanne gekommen. Sie wusste, die Träger heben sie leicht raus“, berichtet Meckel. So habe sie im Badeanzug ein letztes Wannenbad in ihrer Wohnung genossen.
Ein anderes Mal wurde ein Packer in der Wohnung eingeschlossen. Ein älterer Herr hatte sich mit einem Freund verabredet, um die Zeit des Packens zu überbrücken. Wie gewohnt hatte er dann die Wohnungstür abgeschlossen. „Damals hatte noch nicht jeder ein Handy“, sagt Meckel und lacht. Der Packer saß mehrere Stunden in der Wohnung, bis der Besitzer zurückkam.

Bei Anja Schröder sind alle Umzüge unproblematisch über die Bühne gegangen. Sie freut sich schon auf den elften Umzug. „Mindestens einmal noch“, sagt sie. Zusammen mit einem neuen Partner, da ist sie ganz sicher.

Die meisten ziehen nach Mitte, die wenigsten nach Marzahn-Hellersdorf – 2013 zogen 41.900 Menschen mehr nach Berlin als von Berlin fort

 

Bezirk                                                 Zuzüge            Fortzüge

Mitte                                                  46.138               40.481

Pankow                                             33.755               28.786

Friedrichshain-Kreuzberg                 33.021               30.942

Charlottenburg-Wilmersdorf             31.126               27.030

Neukölln                                            28.777              26.132

Tempelhof-Schöneberg                    28.564              25.444

Steglitz-Zehlendorf                           23.205              19.776

Lichtenberg                                      23.905               20.035

Reinickendorf                                   19.083             15.241

Spandau                                            18.154           14.213

Treptow-Köpenick                            16.353             14.042

Marzahn-Hellersdorf                        14.980              13.137

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg

http://www.ibb.de/PortalData/1/Resources/content/download/ibb_service/publikationen/IBB_WMB_Zusammenfassung_2013.pdf

 

Veröffentlicht unter Reportagen