Auf der Südroute durch den Galapagos-Archipel treffen naturverbundene Reisende auf eine atemberaubend faszinierende Tierwelt. Expeditionsfahrt mit dem zum Kreuzfahrer umgebauten ehemaligen Hospitalschiff „Helgoland“
Wie elegante Eintänzer schweben die großen schwarzen Fregattvögel vor dem tiefblauen Himmel über der Hafenmole von Puerto Baquerizo Moreno auf der südöstlichen Archipel-Insel San Christóbal. Mit weiten Schwüngen ziehen die Wasservögel mit dem markant geteilten Schwanz ihre Figuren und wetzen ihr Gefieder im grellen Äquatorlicht. Die meisten der ankommenden Touristen haben noch keine Augen für sie. Sie sind damit beschäftigt, die putzigen Seelöwen zu fotografieren. Die ruhen sich entspannt auf Felsen aus, aber auch direkt auf der kleinen Mole. Andere Meeressäuger schießen mit anmutigen Bewegungen durch das flaschengrüne Wasser und jagen Fische.„Olas Bobas“, sagt Vladimir Gonzales, „dumme Wellen“. Die langen, ein bis zwei Meter hohen Wellen sind Auswirkungen eines Sturms mehrere hundert Seemeilen von den Galapagos-Insel entfernt. Vladimir ist Pangero, Fahrer der großen luftgefüllten Beiboote, in denen bis zu 16 Personen Platz finden. Die nächsten fünf Tage wird er uns, immer schweigsam, immer die Hand am Gashebel des Yamaha-Außenbordmotos, mehr als ein Dutzendmal ein- und ausbooten, an kleine Stegen, traumhaften Stränden, immer wieder zurück an die meterbreite Luke kurz über der Wasserlinie der „Galapagos Legend“. So heißt inzwischen die ehemalige Fähre „Helgoland“. Mehrere Jahre lag sie Ende der Sechzigerjahre als Hospitalschiff vor der südvietnamesischen Küste. Später wurde sie für Butterfahrten auf der Ostsee eingesetzt, in den Nullerjahren dann zum luxuriösen Kreuzschiff für bis zu 100 Passagiere umgebaut.
Charles Darwin machte die Inselgruppe bekannt
An Bord trifft sich eine bunte Mischung von naturverbundenen amerikanischen Rentnern, jungen Studenten aus New York, Ecuadorianern und Deutschen. Fünf Tage sind sie auf der Suche nach den einzigartigen Tieren, die hier seit tausenden von Jahren unter paradiesischen Bedingungen ohne von Menschen gestört zu werden auf den Vulkaninseln vor der Küste Ecuadors leben. Die bislang so wenig Scheu vor den fremden Besuchern haben, dass sie manchmal mitten auf den Wegen liegenbleiben und man um sie herumgehen muss.Erst durch den Forscher Charles Darwin wurde die Welt auf diesen außergewöhnlichen Archipel 1100 Kilometer vor der Küste Ecuadors aufmerksam. Obwohl er auf seiner fünfjährigen Forschungsreise 1835 nur wenige Wochen auf den Galapagos-Inseln verbrachte, führte die Auswertung seiner Beobachtungen Jahre später zu seiner berühmten Theorie von der Entwicklung der Spezies, die wir heute als Evolutions-Theorie kennen. Darwin stellte fest, dass sich gleiche Tierarten unter unterschiedlichen Bedingungen auf nur wenige Seemeilen voneinander entfernten Inseln verschieden entwickelten. So haben beispielsweise die kleinen, heute nach dem Forscher benannten Finken je nach Futterbeschaffenheit auf den Inseln ganz speziell ausgeprägte Schnäbel entwickelt.
Wegen der Finken kommen allerdings die wenigsten Besucher auf die Inseln. Vielmehr wollen sie Wasserschildkröten sehen, gigantische Landschildkröten, orangefarbene Landechsen, Pinguine, Delphine, Hammer- und Riffhaie.
Weiteres fotografisches Muss der Galapagos sind die einzigartig rot und grün gefärbten Wasserechsen auf der Insel La Española. Die Echsen liegen anderntags am Vormittag träge auf den dunkelbraunen Lavasteinen am Strand. Nur auf Galapagos hat sich diese Echsenspezies entwickelt, und nur auf La Española tragen sie die faszinierende Farbgebung zur Schau. Auf anderen Galapagos-Inseln sind sie schlicht schwarz. „Warum das so ist, wissen wir nicht genau“, sagt Führerin Dora Ulloa. Was sie weiß ist, dass die Echsen als einzige Reptilien bis zu zwanzig Minuten tauchen können, und dabei ihren Herzschlagrhythmus auf ein Viertel reduzieren, um weniger Sauerstoff zu verbrauchen. Mit ihren kleinen, dreizackigen Zähnen fressen sie Algen von Unterwasserfelsen. Wieder an Land müssen sich die kaltblütigen Reptilien stundenlang vor dem nächsten Fressen aufwärmen. Das ist der Moment, in dem die Fotoapparate klicken. Manchmal spritzen die Echsen etwas Flüssigkeit aus. „Salzwasser“, erklärt Dora Ulloa, „die Tiere besitzen Drüsen hinter den Augen, die das beim Tauchen eindringende Salzwasser absorbieren.“ Die zierliche, 40-jährige Wissenschaftlerin arbeitet wie alle Guides auf den rund 70 Schiffen, die im Archipel unterwegs sein dürfen, als staatlich geprüfte Führerin des Nationalparks Galapagos.
Rund 97 Prozent der 8000 Quadratkilometer Land von 13 großen und mehr als hundert kleinen Inseln stehen unter striktem Naturschutz. Nur wenige hundert Meter gehen markierte Wege von den Anlegestellen der Pangas auf einige Inseln. Die Guides achten streng darauf, dass die Natur-Touristen diese Wege nicht verlassen und nicht näher als zwei Meter an die Tiere herankommen. Trotzdem stellen die steigenden Touristenzahlen ein Problem dar. „Einige Blaufuß-Tölpelkolonien haben ihre Plätze an den Touristenpfaden verlassen. Zu viel Stress“, konstatiert Dora Ulloa.
Nach den Meeresechsen geht es auf Española zu einem kleinen Strand, an dem eine Art Seelöwen-Kita zu beobachten ist. Eine Horde junger Seelöwen tobt in einem natürlichen Bassin, bewacht von zwei Muttertieren. „Hier sind sie geschützt vor ihren Feinden, den Riffhaien“, erklärt Dora Ulloa. Die nächsten Tage begleitet sie uns als wanderndes Lexikon, erklärt in auf dem Colegio Alemán in Quito, Ecuadors Hauptstadt, erlernten Deutsch Flora und Fauna.
Dort eine Spottdrossel, als nächstes den auf fast allen Inseln anzutreffenden Palo Santo-Baum, aus dessen harziger Rinde Mittel gegen Moskitos gewonnen werden, später die braunrindigen, nur hier vorkommenden Opuntia-Kakteen. Da eine blauäugige Galapagos-Taube, dort die weltweit einzige nachtjagende Möwe – und dann das nächste Highlight der Galapagos-Safari: Blaufuß-Tölpel. Erst mit der Geschlechtsreife färben sich die Füße dieser sich an Land lustig bewegenden Tiere. Je älter sie werden, desto blauer werden die Füße. Sie brüten in Kolonien am Klippen am Meer. In der Luft fliegen sie graziöse Runden, die blauen Füße sieht man nicht, sie sind im Gefieder versteckt.
Nachts großes Kino
Nach zwei Tagen erkennt man sie vom Deck der „Galapagos Legend“ aus, ebenso wie die Fregatten, Pelikane und Nazca-Tölpel, die bei weiteren Exkursionen zu sehen sind. Zum Glück haben sich nach eineinhalb Tagen die „dummen Wellen“ gelegt, die viele Touristen nicht hatten schlafen lassen. „Es gab mechanische Probleme mit den Stabilisatoren, als wir sie in der 1963 als Fähre gebauten Helgoland erneuern wollten“, erklärt Kapitän Gonzalo Cifuntes. Mit bis zu 60 Besatzungsmitgliedern sorgt er für das Wohl der Gäste. Jeden Morgen um 6.45 Uhr werden alle Reisenden per Lautsprecher geweckt, nach Frühstück und Tagesbesprechung beginnt das Ausbooten. Spätestens um halb zwölf müssen alle Gäste wieder an Bord sein, denn die Nationalparkbehörde gönnt den Tieren auf Galapagos zweieinhalb Stunden Foto-Siesta. Ab halb drei wird wieder ausgebootet, in der Regel sind alle Passagiere gegen fünf, halb sechs Uhr nachmittags wieder an Bord. Länger als zwei Stunden lässt sich bei gutem Wetter die Äquatorhitze und stechende Sonne ohnehin kaum aushalten. Weiterer Höhepunkt des Programms ist ein Schnorchelausflug zu den Riffen der Corona del Diabolo, zu Deutsch Teufelskrone, neben der Insel Floreana. Riesige Schwärme von tropischen Fischen, eine kaum zu fassende Vielfalt an Meeresbewohnern, Seesterne in unbekannten Farben und Formen, Riffhaie, mit Glück eine Meeresschildkröte begeistern die Schnorchler.Nach dem Abendessen geht das Naturprogramm weiter. Nie gesehene, strahlende Sternenhimmel, Beobachtungen von Fliegende Fische jagenden Seelöwen und der Besuch einer riesigen Delphinschule stehen auf dem Programm. Dann geht es nach fünf schwankenden Tagen in Puerto Ayora, der größten Stadt des Archipels auf der zentral gelegenen Insel Santa Cruz, wieder an Land.
Bei einem Ausflug auf die Ranch „El Manzanillo“ treffen wir auf die nur in Galapagos vorkommenden Riesenschildkröten, die in einem recht streng riechenden Tümpel ihr Morgenbad nehmen. Noch einmal begeistert die Nähe zu ursprünglichen, einzigartigen Tieren. Rancher Hernán Guerrero Solis, seine Frau Rosie und Enkelin Camilla führen die Gewinnung von Saft aus Zuckerrohr und dessen weitere Verarbeitung zu Melasse und zum Schnaps vor, sie verköstigen selbst angebauten und gerösteten Kaffee.
Abends spielen am Hafen zwei Teams vor Dutzenden Zuschauern bei tropischen Temperaturen Volleyball. Die Zivilisation hat uns wieder. Hoch oben kreisen die Fregattvögel und verschwinden in das Abendlicht des Äquators.
Die Reise wurde unterstützt von Galapagos Pro und Air Europa.
Beste Reisezeit Ganzjährig, Winterzeit mit Regenschauern und relativ wenig Wellengang ist von Dezember bis Mai, Sommerzeit Juni bis November. Kreuzfahrer sollten seefest sein. Die Ausflüge gehen teilweise über stark zerklüftetes Gelände.
Anreise: z. B. mit Air Europa nach Quito oder Guayaquil. Von dort mit Tame entweder nach San Christobal oder Baltra, ab bis Frankfurt ab 1.100 Euro.
Deutsche benötigen einen Reisepass, der noch mindestens sechs Monate gültig ist. Für die Galapagos-Inseln muss an den Abflughäfen Quito und Guayaquil eine Migrationskarte ausgefüllt werden. Sie gilt 30 Tage und kostet 20 US-Dollar kostet. Bei Ankunft auf den Galapagos-Inseln wird eine Nationalparkgebühr in Höhe von 100 US-Dollar in bar fällig.
Veranstalter
z. B. Galapagos PRO, verschiedenen Bausteine, z. B. Flug nach Quito, Route der Vulkane, Galapagos ab 2.990 Euro. Weitere Veranstalter über Internet.
Kreuzfahrten: vier Nächte, fünf Tage auf der „Galapagos Legend“ ab 2.500 Euro, Balkonkabinen um 3.500 Euro, pro Nacht auf dem Schiff erwarten Mannschaft 15 und Guides 20 Dollar Trinkgeld.
Hotels
Guayaquil
Oro Verde, 9 de Octubre 414, Doppelzimmer inkl. sehr üppiges Frühstück ab 170 Euro, Tel. 00593/5000111, , www.oroverdeguayaquil.com
Puerto Ayora
Hotel Cucuve Suites, Calle Charles Binford, Tel: 00593/5-252/6266, Doppelzimmer inkl. Schweizer Frühstück ab 190 Euro, www.cucuvesuites.com-galapagos.com
Lava-House Hostal, Calle Roberto Schiess einfache, saubere Zimmer, ab 80 Euro, Tel. 00593/5252/6794, www.lavahousehostal.com