In der Wüste von Texas: Out of everything

Rund um die verlassene Minenstadt Terlingua im südwestlichsten Zipfel von Texas, können Urlauber reiten wie Cowboys, golfen wie Profis und chillen wie Hippies

Linda Walker, Janella Degroot, Terlingua, Texas © FM Rohm

Linda Walker, Janella Degroot, Terlingua, Texas © FM Rohm

Gegen sechs Uhr morgens schiebt sich stählernes Blau in den Horizont der südwesttexanischen Wüste. Kurze Zeit später biegt sich das Licht in bleiches Grün, dann glüht der Himmel über den Hügeln gleißend gelb. Eine Stunde später erreicht die Temperatur 25 Grad, und die Sonne zieht als silberne Heizscheibe ihre Bahn durch einen strahlend blauen Himmel. Janella Degroot rückt den eingestaubten, ehemals weißen Cowboyhut zum Schutz gegen die harte Morgensonne zurecht. Die 35-Jährige ist eine Handvoll Frau, ihre Jeans könnte auch einem Teenager passen. Behende sattelt sie mit ihrer Chefin Linda Walker ein halbes Dutzend Pferde für den Halbtagesausritt.
„Diese Natur, die Himmel, die Weite – und wenig Menschen. Genau was ich gesucht habe“, sagt Janella und passt Sattel und Trense an. Während Linda Walker die Freizeit-Cowgirls und –Cowboys nach ihren Reiterfahrungen fragt, und das passende Pferd für sie aussucht, hilft Janella den Reitern anschließend in den Sattel. Bevor es losgeht, gibt sie letzte Anweisungen: „Unbedingt einen Hut aufsetzen. Mindestens einen Liter Wasser mitnehmen. Die Pferde machen lassen.“
Landschaft Terlingua, Texas © FM Rohm

Landschaft Terlingua, Texas © FM Rohm

Das sind gute Tipps. Dann verlassen wir die Koppel, schaukeln langsam steile Pfade hoch- und hinunter, bestaunen Ocotillo-Kakteen, die ihre dünnen, langen Zweige wie Aquarienpflanzen nach oben recken. Es muss in letzter Zeit geregnet haben, denn die mit Stecknadelstacheln gespickten Pflanzen tragen feine Blätter.
Soweit das Auge reicht wellt sich die endlose, steinige, kakteenübersäte Wüstenlandschaft. Vor Jahrmillionen war die Gegend der Boden eines riesigen Meeres. Im Laufe der Zeit hoben tektonische Verschiebungen den Meeresboden etwa 130 Meter über Normalnull an.
Souvenirshop Terlingua, Texas © FM Rohm

Souvenirshop Terlingua, Texas © FM Rohm

Wer in dieser Einöde lebt? „Wir und die Touristen“, sagt Janella. Mit „wir“ meint sie Aussteiger wie sich und Linda. Nach einem deftigen Picknick geht es im Wiegeschritt zurück über Bergrücken auf alten Handels- und Schmugglerpfaden. Die mexikanische Grenze befindet sich keinen Kilometer Luftlinie entfernt, am Rande des kleinen Ortes Lajitas.
Der hat seinen Namen von den flachen Felsen im jadegrünen Rio Grande, die schon spanische Eroberer als Furt durch den Fluss nutzten. Gezeigt haben ihnen diese Furt vermutlich Jumano-Indianer. Auch Apachen und Komantschen waren in der Gegend unterwegs. „People“ genannte Ureinwohner ritzten schon in der Jungsteinzeit vor rund zwölftausend Jahren Zeichen in Felsen. Über diese frühen Kulturen Region ist allerdings wenig bekannt.
Sundowner auf der Porch, Terlingua © FM Rohm

Sundowner auf der Porch, Terlingua © FM Rohm

Außer ein wenig Handel und Schmuggel gab es in der Gegend jahrhundertelang wenig, bis Ende des 19. Jahrhunderts das Quecksilber in den Minen von Terlingua einen wirtschaftlichen Boom auslöste. Bis Ende des Ersten Weltkrieges diente Quecksilber als Zünder für Munition. 3000 Menschen sollen damals in dem 17 Meilen von Lajitas entfernten Terlingua in der Wüste gelebt haben, heute sind es nicht mehr als 300.
Wahrscheinlich wäre die Gegend im Zuge der verschärften Grenzkontrollen nach den Anschlägen vom 11. September in der Bedeutungslosigkeit versunken. Hätte ein Investor die millionenschwere Investition eines 18-Loch-Goldplatzes und einer luxuriösen Hotelanlage im Stil einer klassischen Westerntown getätigt. Der Investor ging an dem Projekt nicht lange nach der Fertigstellung pleite, es folgte ein zweiter, und ein dritter, der zusätzlich noch ein Spa errichten ließ.
Big Bend Nationalpark, Terlingua, Texas © FM Rohm

Big Bend Nationalpark, Terlingua, Texas © FM Rohm

Heute beherbergt das Lajitas-Ressort neben Golfern auch wohlhabende Biker aus Houston, Dallas oder San Antonio, die auf fetten Harley-Davidsons den nahegelegenen Big Bend Nationalpark besuchen oder einen Ausflug entlang des Rio Grande nach Presidio unternehmen, eine der spektakulärsten Motorradstrecken der USA. Während die Ladies sich einen Wohlfühltag im Spa gönnen, verbringen die Boys den Tag auf dem Fluss auf einem vom Riverguide gelenkten Gummifloß .
Abends treffen sich Touristen und Einheimische in Terlingua. Treffpunkt ist die Veranda vor dem großen Souvenirshop, der einstmals Poststelle und Lebensmittelkontor beherbergte. Heute versammelt sich hier ein buntes Völkchen von Pferdeführern, Gummifloßkapitänen vom Rio Grande, Fahrrad-Guides und anderen Aussteigern.

Marihuana und Cocktails

Nach Einbruch der Dunkelheit kreisen Marihuana-Zigaretten, auf einer akustischen Gitarre spielt ein junger Mann Hymnen der Hippizeit von Bob Dylan und Jimmy Hendrix. Die Touristen gehen nach nebenan ins Starlight Theater. Ein altes Kino mit Lehmmauern, in dem ein uriges Restaurant mit Bar eingerichtet wurde. Die Küche ist gut, es gibt Burger, Tacos und Steaks, die Drinks sind besser. Auf der Bühne spielt ein Mittfünfziger Ukulele, seine Freundin singt dazu schräge Country-Lieder. „Wir haben uns hier auf einen sehr individuellen Tourismus eingestellt“, sagt Lisa Ivey, eine der drei Besitzerinnen des Starlight Theater. „Viele von den älteren waren früher mal Hippies, und lieben dieses Leben immer noch.“ Je später der Abend, desto ausgelassener werden die Gäste. 

Janella Degroot, Terlingua, Texas © FM Rohm

Janella Degroot, Terlingua, Texas © FM Rohm

Janella Degroot geht selten ins Starlight Theater. Wenn, dann auf ein Bier, wenn eine gute Band spielt. Aber am liebsten ist sie allein, nahe bei den Pferden. Sie geht früh schlafen und steht früh auf, denn eines will sie auf keinen Fall verpassen: das Spektakel am Morgen, wenn die Sonne aufgeht.

Die Reise wurde unterstützt von Texas Tourism Deutschland.

Weitere Informationen:

Allgemeine Informationen zu Texas gibt die Internetseite www.traveltex.com.

Anreise:

American Airlines fliegt direkt nach Dallas von Frankfurt/Main, von dort weiter nach El Paso, ( www.aa.com). Von El Paso weiter mit Bus, Leihwagen oder Motorrad.

Übernachten:

Im luxuriösen Westernstil, Doppelzimmer ab 175 Dollar, Lajitas Golf Resort & Spa, 100 Main Street, Lajitas, TX 79852, Tel. 001/432-4245000, www.lajitasgolfresort.com,

Motel:

Overnight Big Bend Resort, 1 Main Street Terlingua, einfach und sauber, Doppelzimmer mit zwei großen Betten, ab 95 Dollar, Tel. 001/432-3712218, www.bigbendresortadventures.com

Essen:

Ausgezeichnetes BBQ und Tex-Mex-Essen im bizarren Höhlenrestaurant La Kiva, Highway 170 am Terlingua Creek, 3 Meilen von der Kreuzung Highwy 118 und 170, tägl. 17-24 Uhr, Tel. 001/3712250,  www.lakiva.net,

Steaks, Burger, Tex-Mex im Starlight Theater, 631 Ivey Rd, Terlingua, TX 79852, So-Fr 17-24, Sa 17-1 Uhr, Tel. 001/432-3713400, www.thestarlighttheater.com

Aktivitäten:

Reiten, Lajitas Stables , Highway 170, Halbtagesritte mit Lunch ab 115, Ganztagesritte mit Lunch ab 150 Dollar, Tel. 001- 432-3712212, www.lajitasstables.com

Floßfahren auf dem Rio Grande, Ausflüge in den Big Bend Nationalpark und Zimmer in Terlingua: Far Flung Outdoor Center, Terlingua, Tel. 001/800-8397238, www.bigbendfarflung.com

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Franz Michael Rohm

Franz Michael RohmTel: 030 - 89 70 25 27
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