Keine dreißig Kilometer vom Meer begeistern im Nationalpark Picos de Europa unberührte Natur, tiefgrüne Wälder und mehr als zweihundert Gipfel über 2000 Meter. Die rund 650 Quadratkilometer große Region zählt zu den beliebtesten Gebirgswandergebieten der iberischen Halbinsel. Mitte Mai beginnt die Saison
Der Beginn der etwa dreistündigen Hochgebirgswanderung zum Torre de los Horcados Rojos auf über 2500 ist bequem: per Seilbahn geht es bis auf rund 1800 Meter. Dann führt der Weg durch die grandiose Felslandschaft des Macizo Central an der Grenze zwischen Asturien und Kantabrien. Nach etwa zwei Stunden erreichen wir den Punkt Collado de los Horcados Rojos. Die letzten 150 Höhenmeter zum Gipfel sind anspruchsvoll, entschädigen aber durch eine grandiose Sicht auf die Landschaft der Picos, besonders den Pico Urriellu. Wie ein einzelner Zahn schiebt sich der bekannteste Berg der Picos de Europa aus dem karstigen Fels, mehr als fünfhundert Meter geht es rundum senkrecht nach oben, respektive nach unten. Für uns reicht der Gipfel des Torre del Horcado Rojo. Seinen Namen verdankte er den rötlichen Eisenmineralien im grau verwitterten Kalkstein. Es heißt, die Picos de Europa haben ihren Namen von heimkehrenden Seefahrern, die schon weit draußen in der Biscaya die ersten Gipfel Europas erblicken konnten. Wir gehen auf dem selben Weg zurück bis zur Seilbahnstation.
Begonnen hat die zwölftägige Tour in Santander, Hauptstadt der autonomen Region Kantabrien. Bekannt ist die Stadt durch eine der größten Banken Europas. Deren Firmensitz im Kolonialstil und das futuristisch-silberglänzende Centro Botín von Renzo Piano an der Hafenpromenade bestimmen das Bild der Stadt.
Nach einem Badestopp am Meer geht es anderntags von der Küste in die keine zehn Kilometer entfernten Berge, hoch nach Potes, einem pittoresken Bergdorf im Nationalpark. Da es so gut wie keinen öffentlichen Nahverkehr gibt, ist für Individual-Wanderer ein Mietwagen ratsam. Anders bei Gruppenreisen. Dabei sind die Transporte und vor allem die bequemen Gepäcktransporte zum nächsten Übernachtungsort im Preis mit eingeschlossen.
Nach dem Aufstieg zum Torre de los Horcados Rojos geht es anderntags in Asturien durch hüfthohe Adlerfarn-Matten auf rund 1500 Höhenmetern von Tielve nach Bulnes und dann mehr als 800 Meter hinab nach Poncebos. Hier verströmen Steineichen würzige Aromen, Bergulmen wiegen sich im Wind, ebenso mattgrüne Buchen und Eschen. Hoch oben kreisen Bartgeier. Von den Hängen schallt das Gebimmel der Glocken am Hals von Kühen, Ziegen und Schafen.
Poncebos liegt am Ausgang der Cares-Schlucht. Ein alter Arbeitsweg neben einem Wasserkanal, der zu einem Wasserkraftwerk führt, dient am nächsten Tag als Pfad durch eine grandiose Landschaft mit steilen Abgründen und Hängen. Schwindelfreiheit ist für diese Wanderung Pflicht. Nach 13 Kilometern erreicht man den kleinen Ort Caín, in dem zahlreiche Gasthäuser stärkende Gerichte und unterarmlange Bocadillos, köstlich belegte Weißbrote, anbieten. Kulinarische Spezialität der Region ist der Schimmelkäse Cabrales. Dessen Herstellung kann man unter anderem bei Javir Díaz Bada in Sotres kennenlernen, einem kleinen Gebirgsort, der bis Winteranfang überwiegend von Wandertouristen lebt. Danach macht Schnee je nach Wetterlage bis Ende März, Mitte April das Wandern unmöglich.
Touristisches Zentrum der Picos ist der Ort Covadonga. Hier fand 722 eine Schlacht zwischen den Truppen Don Pelayos und muslimischen Soldaten statt, die als Beginn der Reconquista gilt. Der Sieg soll durch eine Marienerscheinung vorhergesagt worden sein. Hunderte Spanier besuchen täglich das Nationalheiligtum der Jungfrau von Covadonga in einer Felshöhle und die ihr gewidmete Basilika.
Nicht weit von Covadonga, mehr als tausend Höhenmeter über dem Wallfahrstort, liegen die beiden Bergseen Lago de Enol und Lago de Encina, in deren Oberfläche sich die Gipfel der Picos spiegeln. Ein zauberhafter Rundweg über von Kuhherden kurz gehaltene Wiesen führt zu einem Aussichtsplatz, von dem aus man bei schönem Wetter sogar die Küste sehen kann. In Oviedo oder der Hafenstadt Gijón enden die meisten Touren durch die faszinierende Bergwelt der Picos de Europa.
Weitere Informationen:
Spanisches Fremdenverkehrsamt Berlin, Lichtensteinallee 1, 10877 Berlin, Tel. 030/8826543, www.spain.info.
Anreise:
Für Selbstbucher per Flugzeug bis Santander, von dort weiter per Mietwagen.
Beste Reisezeit:
Ende Mai bis Ende September. Durch die Nähe zum Meer regnet es mehr als im Rest Spaniens, deshalb heißt die Region auch „España verde“, das grüne Spanien.
Veranstalter:
Mitoura, Neustadt 41, 23966 Wismar, Tel. 03841/2524504, www.mitoura.com, zwölftägige HP-Wanderreise Kantabrien und Asturien, Picos de Europa, inklusive Flüge, Transport, ab 2090 Euro.
Übernachten:
Santander, NH-Hotel,Paseo Menéndez Pelayo, 13-15, Tel. 0034/94/2319900, www.nh-hotels.com, zentral gelegen, DZ ab 60 Euro;
Ojedo/Potes, Hotel Infantado, Carretera General, Tel.0034/94/2730939, www.hotelinfantado.com, Dreisternehaus mit gutem Restaurant und Swimmingpool, DZ ab 55 Euro;
Sotres, Hotel Restaurante Sotres, Sotres de Cabrales s/n, 0034/98/5945048, www.hotelsotres.com, einfaches Berg-Hotel, eigenes Restaurant, ideal für Wanderer, DZ ab 45 Euro;
Essen in Santander: Sandoñana, Casimiro Sianz 17, Tel. 0034/942314274, gut und preiswert, frische Tapas, preiswerte Tagesgerichte um sechs Euro, www.sandoñana.es.
Cabrales-Käse: Queseria Maín, Sotres, Hier kann man bei der Cabrales-Produktion zusehen und probieren , www.quesosdecabrales.es.