Die baskische Hauptstadt Vitoria Gasteiz ist ein Geheimtipp für Gourmets und Nachhaltigkeitsfans
„Unser Essen ist seit fast 500 Jahren in ganz Europa berühmt“, erklärt Adela Martinez de Lizarduy. Stolz erzählt die gut gelaunte Köchin, dass Papst Hadrian VI. 1522 auf einer Reise durch Vitoria kam. Nach der ersten Mahlzeit beschloss er, länger zu bleiben. Bis zu 20 Gänge soll er pro Mahlzeit gegessen haben. Als der Heilige Vater nach mehreren Wochen weiterreiste, habe er seinem Gönner Kaiser Karl V. berichtet, dass er nirgends in Spanien so gut gespeist habe wie in Vitoria.„Das ist heute noch so“, behauptet Adela mit Nachdruck. Welche Bedeutung Essen und Trinken für Vitoria Gasteiz hat, zeigt die Wahl zur „Spanischen Hauptstadt der Gastronomie“ in diesem Jahr. Adela lehrt Touristen in der Kochschule SuAlai die abwechslungsreiche und gesunde Küche der nordspanischen Region selbst zuzubereiten. Kabeljau nach Biskaya-Art, die landesweit bekannten guten Kartoffeln der Region mit der Paprikawurst Chorizo und der cremig-quietschsüße Nachtisch Goxua stehen auf dem Plan des eineinhalbstündigen Kurses. Nach dem Verzehr der drei Gänge ist dringend Bewegung angeraten, am besten zu Fuß. Dafür bieten sich die zahlreichen Parks und Fußgängerzonen der beschaulichen 260 00-Einwohner-Stadt an.
Auch die Altstadt ist für Verbrennungsmotorvehikel überwiegend gesperrt. In Form einer Mandel erhebt sie sich trutzig aus einem Ring Wintergarten-verkleideter Bürgerhäuser des späten 19. Jahrhunderts über die Plaza de España und die Plaza de la Virgen Blanca. Drei Kirchen bestimmen das Bild der Gassen aus dem 13. Jahrhundert. An der frühgotischen Kathedrale Santa Maria wird seit Jahren gebaut. Man kann sie, geführt mit Helm auf dem Kopf, besichtigen. Weitere Sehenswürdigkeiten sind das kostbare hölzerne Altarbild aus dem 15. Jahrhundert in der Kirche San Pedro, ein erhaltenes Stück Stadtmauer aus dem 12. Jahrhundert und das Spielkarten-Museum in einem Renaissance-Stadtpalast neben dem modernen Archäologischen Museum.
Vitoria Gasteiz, 1980 nach der Franco-Diktatur zur Hauptstadt der selbstbewussten Basken gemacht, zählt mit zahlreichen Unternehmen des Bereichs Mobilität, die größten sind Daimler-Benz und Michelin, zu den wirtschaftlich prosperierenden Städten Spaniens. Zwar ist heute auch hier ist die Wirtschaftskrise spürbar, doch es ist kein Vergleich zu Madrid oder Andalusien. Vorausschauende Politiker planten bereits in den 80er Jahren die „grüne Hauptstadt“.
„Unsere Restaurants sind qualitativ ausgezeichnet, und verhältnismäßig preiswert“, sagt Elisabeth Ochoa de Eribe. Die studierte Kunsthistorikerin führt seit vielen Jahren Touristen durch das auch einer Ebene 550 Meter hoch gelegene Vitoria, dessen Beiname Gasteiz auf Baskisch Burg bedeutet.
Freizeitbeschäftigung Pintxo-Hopping
Eine Leidenschaft der Einwohner von Vitoria ist der Besuch der Pinxto-Bars. Pintxos sind baskische Tapas, und manche der köstlichen Kleinigkeiten sind kleine Kunstwerke. Etwa ein Eis aus regionalem Idiazábal-Schafskäse mit weißem Schokoladenüberzug, dehydrierten Himbeeren, Tomaten und Stiefmütterchenblättern im Szenelokal Saburdi. Oder flüssiges Eigelb im Speckcracker von Szenekoch Senén Gonález im Restaurant Sagartoki.
Auch der Halbtagesausflug zu den Salinenquellen von Añana hat mit Kulinarik zu tun. In den zwölf Hektar großen Terrassen, deren Konstruktion auf die Römerzeit zurückgeht, wird von Mai bis Ende September vorzügliches Salz produziert. Im Informationszentrum können Besucher aromatisierte Salze kaufen und erfahren Wissenswertes über die Quellen. Deren Salzgehalt ist sechsmal so hoch wie der von Meerwasser. Zurück in Vitoria ist es Zeit für die Feierabendbeschäftigung. Abends ab halb sieben füllen sich die engen Altstadtgassen wie die beliebte Calle Cuchilleria in der Altstadt, im Volksmund Kutxi genannt. Dann wird beim Pintxo-Hopping Ausschau nach neuen Leckereien gehalten.
Die Reise wurde unterstützt vom Spanischen Fremdenverkehrsamt Berlin.
Anreise:
Lufthansa und Iberia fliegen mit Zwischenstopp täglich nach Bilbao
Unterkunft:
Abba Jazz Hotel, 3-Sterne, Florida 7, Tel. 0034/945101346, Do-Zimmer mit Frühstück, ab 60 Euro, www.abbajazzvitoriahotel.com
NH Canciller, 4 Sterne, Ayala, Ramón y Cajal 5, Tel. 0034/945130000, Do-Zimmer mit Frühstück, ab 65 Euro, www.nh-hoteles.es
Pintxos:
Saburdi, Eduardo Dato 32, Tel. 0034/945147016, Mo-Sa 8-24, So 11-24 Uhr, www.saburdi.com
Sagartoki, Calle del Prado 18, Tel. 0034/945288676, Mo-Fr 10-24, Sa 11-24, So 11.30-24 Uhr, www.sagartoki.com
perretxiCo, Calle San Antonio 3, Tel. 0034/945137221, www.perretxico.es
Restautants:
El Mesón, Ramon Ortiz de Zarate 5, Tel. 0034/945146191, tägl. 13-15.30, 21.30—23.30 Uhr, preiswerte Landhausküche
El Portalón, Calle Correría 147-151, Tel. 0034/945142755, Mo-Do 11-15.30, 20.30-23, Fr, Sa, So 9-23 Uhr, rustikale Küche in einem Gasthaus aus dem 15. Jahrhundert, www.restauranteelportalon.com
Kochschule: SuAlai, Calle Badaya 15, Tel. 0034/945770720, Kochkurse ab 35 Euro/Person, www.sualai.com
Fahrradrikschas: 1,5 Stunden für 2 Personen ab 35 Euro,
Adbikers, Tel. 0034/638452494, www. adbikers.com, Vigarick, Tel. 0034/657243414, www.vigarick.es
Parque Salburua: Informationszentrum Ataria, Di-So 12-14, 17-19 Uhr, www.vitoria-gasteiz.org/turismo
Salinen Añana: 5,40 € Bus-Retourticket, Tel. 0034/945351111, April-Nov. tägl. 10-13, 16-18 Uhr, Eintritt: 7 Euro, www.vallesalado.com
Informationen: Spanisches Fremdenverkehrsamt Berlin, Lietzenburger Straße 99, Tel. 030/8826543, www.spain.info