Kommt einem nicht nur Spanisch vor

Das Stadtbild des wiedervereinten Berlin prägten auch Architekten und Künstler aus Spanien und Ibero-Amerika. Der Chilene Jorge Brunetto führt auf einer speziellen Tour zu ihnen
Jorge Brunetto an der Skulptur „Alas de Méxiko“ des Bildhauers Jorge Marín an der mexikanischen Botschaft in Berlin.

Einige der bekanntesten Nachwende-Gebäude Berlins wurden von Architekten und Künstlern aus Spanien und Lateinamerika entworfen oder mit Kunst am Bau verziert. Jorge Brunetto ist selbst Architekt und führt seit mehr als 15 Jahren auf Touren zu ausgewählten Gebäuden.

„Zum Glück befinden sich die meisten Orte im Zentrum der Stadt“, erklärt der aus Santiago de Chile stammende Brunetto, „so kann man in zwei Stunden eine Reihe Gebäude besuchen.“ Etwa den Zweiflügelbau der Spanischen Botschaft direkt am Tiergarten gelegen. Während der Nazizeit 1938 erbaut, im Krieg stark zerstört, wurde es nach dem Mauerfall von zwei spanischen Architekten zwischen 1998 und 2003 umgebaut und modernisiert. 


Einige hundert Meter weiter, in der Nähe der CDU-Zentrale, steht das außergewöhnliche, elegante Gebäude der mexikanischen Botschaft. Auf einer ehemaligen Brache, die für Volksfeste genutzt wurde, haben die mexikanischen Architekten Teodoro Gonzalo de León und Francisco Serrano eine moderne Hommage an den mexikanischen Monumentalismus errichtet, erklärt Brunetto, „allerdings verkleidet mit einer Fassade aus 40, teils schräg angeordneten Betonstelen. Ein außergewöhnlicher Bau“, schwärmt der 64-Jährige. Gleich um die Ecke stehen die „Alas de Méxiko“, mannshohe Bronzeflügel des Bildhauers Jorge Marín. Sie sind ein Geschenk zum 20-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen Mexiko City und Berlin. „Viele Passanten lassen sich zwischen dem Flügelpaar fotografieren“, weiß Brunetto, den die Flügel auch an Szenen des Engels in dem Film „Der Himmel über Berlin“ erinnern. 

Cortenstahl-Skulptur “Berlin” von Eduardo Chillida vor dem Bundeskanzleramt, Berlin.

Quer durch den im Frühjahr herrlich grünen Tiergarten geht es über die Straße des 17. Juni zum Bundeskanzleramt. Vor dem Bau des Architekten Axel Schultes steht die monumentale, rostige Cortenstahl-Skulptur „Einheit“ von Eduardo Chillida. Sie soll die Wiedervereinigung symbolisieren. „Sie erinnert an einen Händedruck. Allerdings halten die Hände vor dem Zusammentreffen inne“, bemerkt der Stadtführer.

Gegenüber steht der wuchtige Reichstag, gekrönt von der lichten Glaskuppel. „Beim Wettbewerb zur Rekonstruktion des Reichstages gab es drei Preisträger: Norman Foster, Santiago Calatrava und Pi de Brujin“, berichtet Brunetto. „Calatravas Entwurf sah eine Kuppel über dem Plenarsaal vor, Fosters Entwurf zeigte eine Art schwebendes Dach. Er erhielt den Zuschlag, allerdings bestanden die Auftraggeber auf eine Kuppel. Calatrava wollte klagen, aber seine Plagiatvorwürfe wurden zurückgewiesen.“

Jorge Brunetto an der Kronprinzessinnenbrücke von Santiago Calatrava im Regierungsviertel von Berlin.

Zwei Jahre vor dem Wettbewerb hatte der Architekt aus Valencia den Auftrag für den Bau der Kronprinzessinnenbrücke über die Spree erhalten, in Sichtweite des Reichstages. Fast organisch wirkt die kreideweiße Konstruktion, kühn spannt sie sich über das Wasser, getragen von Pfeilern, die an geknickte Ellbogen erinnern. „Man erkennt auf den ersten Blick den Stil von Calatrava“, sagt Brunetto. Er ärgert sich über den Vandalismus: Fast alle Bodenlampen auf der Fahrbahn sind zerstört.

Zurück durch den Tiergarten geht es weiter zum Potsdamer Platz, an dessen südöstlicher Seite der Spanier José Rafael Moneo zwei eher unauffällige Gebäude mit mediterranfarbenen Fassaden zum Gesamtkonzept von Renzo Piano beigesteuert hat. Ganz anders die Wohnhäuser des katalanischen Büros MBM in der nahen Kochstraße. Postmoderne Architektur mit hellgrünen Säulen und Verbindungsgängen sorgten zur internationalen Bauausstellung IBA 1987 für Aufsehen. 
Gleich um die Ecke am Checkpoint Charlie erreichen wir das Ende der Tour: ein stählernes Gerüst, das die Umrisse der ehemaligen Bethlehemkirche zeigt, die im Krieg schwer getroffen und später gesprengt wurde. „Eigentlich war die Installation des baskischen Künstlers Juan Garaizabal nur temporär geplant, doch Proteste von Kirchenvertreter, Anwohner und Geschichtsvereinen sorgten dafür, dass diese städtische Erinnerung bleiben konnte“, freut sich Jorge Brunetto.

Weitere Informationen

Die Führungen finden auf Spanisch, Italienisch und Deutsch statt. Kostenpunkt 60 Euro/pro Stunde. 

Jorge Brunetto, Tel. 030/88679011, 0176/43384537, www.berlin-itinerario.com

Die Firma art:berlin bietet feste Führungen in englischer Sprache, auch online, zu den Themen „Cold War in Berlin“ und „Street Art“ an. Extra buchbare Gruppenführungen zu den Themen Kunst, Architektur, Rote Insel und Grunewald können in Arabisch, Englisch, Französisch, Italienisch, Schwedisch, Spanisch und Türkisch gebucht werden. 

art:berlin, Tel. 030/68915008, Email: Email: info@cpberlin.de, www.artberlin-online.de

Veröffentlicht unter Fernweh

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