Der Ausflug in den Norden führt vom Humboldthain zum Park in Hohenschönhausen. Wegbegleiter ist ein berühmter Berliner Wasserlauf
Zum Ausgangspunkt unseres Ausflugs gelangen wir sowohl mit der S-Bahn als auch mit der U-Bahn. Den mittlerweile fertiggestellten Vorplatz des Bahnhofs Gesundbrunnen lassen wir links liegen und überqueren die belebte Brunnenstraße. Dort erreichen wir den nordöstlichen Eingang des Humboldthain. Wir folgen dem Weg Richtung Rosengarten und gehen zum Aussichtspunkt der ehemaligen Flaktürme des Humboldtbunker. Als der Park 1869 zu Ehren Alexander von Humboldts von Gustav Meyer als rechteckiger Volkspark angelegt wurde, gab es diese Anhöhe nicht. Sie wurde nach den ersten Luftangriffen auf die Reichshauptstadt 1940/41 von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen als Hochbunker mit Flaktürmen errichtet. Während der Luftangriffe versuchten sich dort bis zu 10 000 Menschen in Sicherheit zu bringen.Nach dem Krieg wurden die Bunker von den französischen Besatzungskräften gesprengt. Die Nordseite blieb wegen der direkt darunter verlaufenden S- und Regionalbahn-Gleise erhalten. Den Rest schütteten Trümmerfrauen mit Millionen Kubikmetern Schutt auf. Anfang der 1950er Jahre legte Gartenbau-Architekt Günter Rieck dann den Humboldthain in seiner heutigen Form an.
Durch den fließt das klare Wasser der Panke zwischen gepflegten Rasenflächen, die von wuchtigen Eichen, Buchen und Ahornbäumen gesäumt sind. Teilweise sind die Bäume mehr als 150 Jahre alt. Treffpunkt vieler Erholungsuchender ist der Anfang der Neunzigerjahre angelegte Rosengarten. Manche der Strauch- Beet-, Kletter- und Minirosen bleiben bis in den späten Herbst an den Ästen und setzen ihre Farbtupfer ins Grau.
In einem kleinen Musikpavillon finden im Sommer gelegentlich Konzerte statt, nebenan kann man sich im „Kaffeehaus Rosengarten“ stärken. Gegenüber im Park ist an den Wochenenden eine kleine Bibliothek geöffnet.
Einen Blick wert sind die zahlreichen Skulpturen und Denkmale im Park. Bedeutende Bildhauer der DDR stellten im Bürgerpark ihre Werke aus, unter anderen Fritz Cremer, René Graetz, aber auch Nonkonformistinnen wie Sabine Teubner-Mbaye, und deutsch-deutsche Künstlerinnen wie Susanne Specht.
Wir verlassen den Bürgerpark durch das barocke Eingangsportal und nehmen die Parkstraße links. Über die viel befahrene Schönholzer Straße folgen wir der Park- bis zur Elisabethstraße und gehen nun zwischen Gründerzeit-Bürgerhäusern und Panke bis zur Ossietzkystraße. Die bringt uns linker Hand zu Schloss Schönhausen
Hinter der schlichten Barock-Fassade des zweigeschossigen Gebäudes verbirgt sich ein Kleinod preußischer Architektur. Mitte des 17. Jahrhunderts erbaut, wurde es wenig später komplett abgerissen und für einen Adeligen vermutlich vom Berliner Hofarchitekten Nering 1685 zwischen den Dörfern Pankow und Schönhausen wieder aufgebaut.
Ab 1740 bis 1797 diente es der Preußischen Königin Elisabeth Christine, Gemahlin von Friedrich dem Großen, als Sommerresidenz. Nach weiterer Nutzung und Neugestaltung des Parks durch Lenné begann Mitte der 1930er Jahre das düstere Kapitel: die Nationalsozialisten nutzen Schloss Schönhausen als Depot für Kunst, die sie als „entartet“ verfemten. Ab 1949 dienten Teile als Amtssitz des ersten Staatspräsidenten Wilhelm Pieck. Seit 2009 ist es renoviert wieder der Öffentlichkeit zugänglich. (Siehe Tipp)
Nach einem Besuch von Schloss und Park schlendern wir zurück zur Ossietzkystraße die uns über die Breite Straße rechts an den Bleichröderpark, über die Grunowstraße bis zur kleinen Einkaufsmeile Florastraße. Nach einem kurzen Bummel führt der Weg dann zur S-Bahn-Station Pankow.
Schloss und Café
Schloss Schönhausen. Jörg Ahlhelm (Foto) leitet Schloss Schönhausen seit Sommer dieses Jahres. „Dieses Haus vereint wie kein zweites in Deutschland die Geschichte der Hohenzollern, des Nationalsozialismus, der DDR und der wiedervereinigten Bundesrepublik“, sagt der Schlossbereichsleiter. Persönliches Highlight von Ahlhelm ist die Galerie im Erdgeschoss. Sie ist komplett mit Zedernholz ausgekleidet. Königin widmete den Raum ihrem Gatten. Von Friedrich II. sind eine Marmorbüste und ein Gemälde von Johann Georg Ziesenis zu sehen. Ausbauen will Ahlehlm die Geschichte des Schlosses als Depot für die von den Nazis verfemten Kunstwerke.
Schloss Schönhausen, Tschaikowskistraße 1, Niederschönhausen, Tel. 0331-9694-200, Di-So 10-18 Uhr, www.spsg.de/schloesser-gaerten/objekt/schloss-schoenhausen/
Rosenstein, Kaffeehaus mit Bedienung und Biergarten mit Selbstbedienung direkt neben dem Rosengarten im Bürgerpark Pankow. Hausgemachte russische Spezialitäten wie Pelmeni und Wareniki, gute Flammkuchen, leckere Kuchen und Kaffeespezialitäten werden täglich, je nach Wetterlage, von 10 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit serviert. Wilhelm-Kuhr-Straße 27, Tel. 43 73 88 28, www.rosenstein-berlin.de
Der Ausflug dauert 3,5 bis 4,5 Stunden und ist etwa elf Kilometer lang.