Jenseits der Dattel im Speckmantel

Bar Raval: Kellnerinnen Rpocio Altava, Ayelén Dunilec und Macarena Gimenez.


Zum spanischen Nationalfeiertag am 12. Oktober stellen wir vier ausgezeichnete Ibero-Restaurants von modern bis klassisch vor. Eines gibt es seit sage und schreibe 50 Jahren

Noch immer ist Spanien das Lieblingsurlaubsland der Deutschen. Neben Sonne und Strand schätzen Touristen die spanische Küche, die sich seit den Nullerjahren zu einer der innovativsten und besten in Europa entwickelt hat. Großen Anteil daran hatte der Katalane Ferran Adrià mit seiner Molekularküche. Zwar ist deren Zenit überschritten, Schäume und dekonstruierte Zubereitungen haben dennoch ihren Platz gefunden, nicht nur in der modernen spanischen Küche. Die erfreut sich seit geraumer Zeit steigender Beliebtheit, was auch an der schmackhaften und kommunikations-fördernden Tapas-Kultur liegt. Viele der Leckereien werden kurzgebraten und frittiert – und somit schnell serviert. Außerdem ist Teilen seit geraumer Zeit sehr angesagt. Zudem kommen die kleinen Leckereien preislich dem Budget vieler Gäste entgegen. 

El Baorriquito: Schinken und Oliven.


Spanische Küche wird in Berlin in zahlreichen Restaurants angeboten. Am längsten im Wilmersdorfer „El Borriquito“, das dieses Jahr 50-jähriges Jubiläum feiert. Kaum verändert seit der Eröffnung zeigt sich der Schankraum. An der Stirnseite prangt ein großes Gemälde im Stil von Goyas Caprichos mit einem Eselchen, nach dem das Restaurant heißt. 

Von Decke und Wänden hängen nicht zu zählende Knoblauchzöpfe, ländliche Arbeitsgeräte wie Dreschflegel und hölzerne Forken sorgen für Rustikalität. „Das bleibt auch so“, erklärt resolut María Pilar Jímenez, Ehefrau des Gründers Pepe. Pepe. Der bald 75-Jährige kam als Arbeitsimmigrant von der Küste Galiziens nach Berlin. Nach zwei Jahren als Kellner wusste er, wie der Hase läuft. Die „jefa“ hat er vor dreißig Jahren im „El Borriquito“ kennengelernt. Zwei Jahre später kam Sohn José zur Welt, heute Besitzer des Lokals. Sein fünf Jahre jüngerer Bruder Javier arbeitet hier ebenfalls. 

Auf der umfangreichen Karte werden moderat gepreiste klassische Tapas wie Kabeljau-Kroketten, Paprikawurst oder frittierte Garnelen angeboten, und traditionelle spanische Gerichte wie der Fischeintopf Zarzuela, gute Paella, Wachteln in Knoblauchsoße, Kaninchen und zum Dessert der Klassiker Flan. Wie beliebt das Lokal ist zeigt sich daran, dass an fünf Tagen die Woche bis 3 Uhr, am Wochenende bis 5 Uhr morgens geöffnet ist.

El Colmado: Im März eröffnete moderne Tapas Bar in Kudamm-Nähe.

Zu den Newcomern iberischer Küche zählt Ubaldo Valverde Gonzaléz. Seit vier Jahren betreibt er in Mitte das „El Colmado“, im März dieses Jahres kam eine moderne Filiale in der Joachimsthaler Straße hinzu. „Alle unsere Produkte beziehen wir direkt von ausgesuchten Herstellern aus Spanien“, berichtet der 34-Jährige aus Leon. 

Auch hier zählen Tapas zu den Favoriten. Besonders beliebt sind die ausgezeichneten, hausgemachten Kroketten. Beliebt sind frittierte Mini-Tintenfischchen, Portionen von Iberico-Schinken bis zu saftigen Garnelen in Knoblauchsud. Auch die aus Nordspanien bekannten Pintxos, fantasievoll belegte Weißbrotscheiben mit Schinken, weißen Sardellen oder würziger Paprikawurst zählen zum Angebot. Beliebt sind daneben Tostas, geröstetes Weißbrot mit Ziegenkäse, karamellisierten Zwiebeln und Nüssen oder mit in Rotwein geschmorten Schweinebäckchen mit Aromen von Schokolade und Limette. Das von der spanischen Regierung für seine authentische Küche ausgezeichnete Restaurant-Projekt alimentiert zudem über die NGO Mary‘s Meals an drei äthiopischen Schulen täglich bis zu 2000 Kinder und Jugendliche. 

Rund 17 000 Spanier leben in Berlin, viele davon in den Szenekiezen in Kreuzberg, Friedrichshain und Neukölln. Am Görlitzer Park hat vor elf Jahren die „Bar Raval“ eröffnet, die Schauspieler Daniel Brühl mittlerweile mit Journalistin Dunja Hayali und zwei Kompagnons betreibt. 

Auch hier stehen Tapas im Mittelpunkt des kulinarischen Angebots. Zu den Highlights zählen neben den universellen Piemientos de Padron, kleine gebratene grüne Paprika mit Meersalz, feine hausgemachte Kroketten mit Blauschimmelkäse oder Schinken vom Iberico-Schwein. Auch vegane Tapas wie köstliche, frittierte Auberginen mit Honig sind im Angebot. Aus dem Meer kommt gebratener Oktopus mit lila Kartoffeln und kanarischer Mojo-Salsa, für Fleischliebhaber ist gegrillter Iberico-Schweinnacken mit asiatischem Wakame-Algensalat im Angebot. Dazu gibt es wechselnd ausgesuchte Weine und alle drei Wochen wird eine der spanischen Provinzen kulinarisch vorgestellt.

Mariona: Gebratner Tintenfischarm auf Pürree mit scharfer Mojo und Pimintos.

Nicht weit von der „Bar Raval“ betreibt Wirt Josep Troiano aus Barcelona das nach seiner Mutter benannte „Mariona“. Behaglich mit viel Holz ist das Lokal eingerichtet. Die Küche ist offen, der Service arbeitet zugewandt und flott.

Die täglich wechselnden Hauptgerichte, soweit wie möglich mit regionalen Zutaten gekocht, bieten der spanische Koch der im El Borriquito gelernt hat, und seine Kollegen aus Chile und Italien ebenfalls in begeisternder Qualität an. Zum Beispiel ein argentinisches Rumpsteak mit Paprika-Risotto, oder Heilbutt-Cannelloni mit Ricotta und Lavendel. Bei den Tapas kann es schon mal ein mit Blutwurst gefüllter Tintenfischtubus sein. Dazu serviert Josep moderat gepreiste, gute spanische Weine. In der süßen Abteilung finden sich neben Crema Catalana fantasievolle Aromenknaller wie gebackener Ziegenkäse mit Feigen, Waldfrüchten und Schokolade. 

Bar Raval, Lübbener Straße 1, Kreuzberg, Tel. 53 16 79 54, Mo.-Do.18-22, Fr.18-23, Sbd. 12-23, So. 12-22 Uhr, barraval.de

El Borriquito, Wielandstraße 6, Wilmersdorf, Tel.: 312 99 29, täglich 18-5 Uhr, www.el-borriquito.de

El Colmado, Joachimsthaler Straße 10-12, Charlottenburg, Tel. 44 01 77 27, www.elcolmado.de

Mariona, Skalitzer Straße 94B, Kreuzberg, Tel. 61 67 12 14, Mi.-Sbd. ab 18 Uhr, www.mariona-berlin.de

Veröffentlicht unter Feine Kost

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