Wie Elfengesang klingt der A-Capella-Gesang aus Männerkehlen, der sich auf der Terrasse des Restaurants Kopacina mit dem Zirpen der Zikaden mischt. „Ist es nicht wundervoll?“, fragt Wirt Ivo voller Begeisterung, „das ist unsere Kapla „Morbin“. Sie sind sogar schon in Verona aufgetreten“. Männergesangsvereine haben eine lange Tradition an der Küste Dalmatiens. Jeden Donnerstag trifft das Dutzend Sänger unterhalb der Kirche von Donji Humac zur Probe. So erhalten die Gäste des Restaurants mit Blick auf die hügelige, mit Macchia bewachsene Landschaft ein kostenloses Konzert. Bisweilen, nach einer Stärkung im Restaurant, singen sie noch einige Lieder zu später Stunde.
Nur wenige Touristen verirren sich nach Donji Humac, die viele bleiben gleich im Hafenstädtchen Supetar im Norden. Dort legen die während der Saison im Stundentakt zwischen Split und Brač verkehrende Fähren an. Ein weiterer Teil der Feriengäste wohnt am Westteil der etwa 400 Quadratkilometer großen Insel rund um den Ort Bol. Der steht mit seinem wie ein spitzes Dreieck ins Meer ragenden Strand „Goldenes Horn“ in allen Reiseführern. Bei starkem Wind ändert die Spitze des Strandes ihre Richtung. Dann rauschen Kite- und Segel-Surfer mit schnellen Brettern über die azurblaue Adria. Zur Saison reiht sich an der Promenade von Bol eine Holzbude an die andere. Kitsch, Schmuck, Muscheln und Mode wird verkauft. In den proppenvollen Lokalen isst man Pizza und Pasta.Steine für das Weiße Haus
Da ist Donji Humac ein wirkliches Kontrastprogramm. Mancher kommt hierher wegen der ursprünglichen Architektur der Häuser mit Steinschindel-Dächern. Die Einheimischen kommen wegen Ivos Restaurant. In der Küche hat seine Frau Jadranka das Kommando, am überdachten Holzkohlegrill steht Sohn Ivo. Die Gäste schätzen Lammspezialitäten, wie Koteletts oder Lammspieße. Dazu gibt es Salat mit Gemüse aus dem eigenen Garten. Das milde, fruchtige Öl gewinnt er aus den Oliven seiner sechzig Bäume. Die Nähe zur italienischen Küche beweist Jadranka mit einem Gericht ihrer Großmutter: Lammlebergulasch mit Gnocchi. Dazu trinkt man preiswerten Tischwein oder edle Kreszenzen des Winzers Senjkovic aus dem Nachbardorf.Auf dessen Feldern wachsen wie auf überall auf Brač vor allem Steine. Im Laufe der Jahrhunderte haben die Bauern unzählige davon aufgelesen, die sie zu Gomela genannten Steinmieten auf den Feldern aufschichteten. „Die Steine sind unser Leben“, erklärt Ivo. Die Mehrzahl der zweihundert Einwohner von Donji Humac lebt vom traditionellen Steinmetzhandwerk. Allein drei Steinbrüche sind in Sichtweite. Keine zweihundert Meter von Ivos Ferienwohnungen arbeiten Firmen, die mit riesigen Sägen aus dem Marmor-ähnlichen Kalkstein schneeweiße Platten sägen. „Die Technik hat den Lärmpegel kolossal gesenkt“, erklärt Drazen Jaksic, der Steine in alle Welt verkauft.
Glasklares Wasser und Felsenstrand
Rund zweihundert Kilometer Küstenlinie besitzt Brač, außer einem kleinen Privatstrand für eine Hotelanlage in Supetar allesamt Felsen- oder Steinküste. Deshalb sollte eine dickere Isomatte als Unterlage sollte ebenso zur Strandausrüstung gehören wie Badeschuhe. Und Taucherbrille und Schnorchel, denn das glasklare Wasser lädt von 10 Meter zum Badevergnügen ein. Dem kann man überall nachgehen, auch in der kleinen Stadt Pučišća nachgehen, 25 Kilometer südlich von Supetar. Vierhundert Jahre lang betrieben venezianische Händler von hier Geschäfte mit dem „weißen Stein von Brač“. An diese Zeit erinnern restaurierte Renaissancebauten mit typischen venezianischen Löwenportalen, die zu beiden Seiten der engen Bucht eine malerische Kulisse bilden. Nach dem Schwimmen sitzt man unter Tamarisken am Platz und sieht den Männern beim Kartenspiel zu. Dazu genießt man ausgezeichneten Kaffee und eine herrliche Aussicht auf das Festland, das sich in zwanzig Kilometer Entfernung von der Küstenlinie zu steilen Gebirgshängen auftürmt.Nachmittags wimmelt der Hafen im zwanzig Kilometer entfernten Supetar von Touristen. Viele ruhen sich bei Eis und Kaffee von Schiffs-Ausflügen nach Split mit dem jahrtausendealten Palast des römischen Cesaren Diokletian aus oder lassen den Bootsausflug in die mittelalterlichen Piratenstadt Omir an der dalmatischen Küste Revue passieren.
Abends sind hunderte Tische in den Lokalen am Wasser besetzt, und es herrscht eine trubelige Atmosphäre. Ganz anders im fünf Kilometer entfernten Donji Humac. Dort lauscht man auf der Terrasse des Kopacina höchstens Ivo, den Zikaden, und donnerstags den Männern des Kapla-Gesangsvereins.Anreise: Flug nach Split oder mit dem Auto über Österreich und Slowenien nach Split. Auch für Kleinkinder werden in Kroatien Personalausweise verlangt.
Saison: Mai bis Ende Oktober
Unterkunft:
In Donji Humac, Ferienwohnungen Ivo Jugovic, deutschsprachig, Tel. 00385-21 647 707, ivojugovic@gmail.com, www.konoba-kopacina.com
In Supetar: Fremdenverkehrsamt, Tel. 00385 21 630 551, info@supetar.hr, www.supetar.hr
Auf Brač: www.croatia.hr/Unterkunft_Kroatien, urlaub-insel-brac.travel23.com, www.interchalet.de
Essen:
Kopacina, Donji Humac, tägl 10-24 Uhr, Adresse s. o.
Konoba Toni, im alten Dorf Dol, nahe Postira, April bis Oktober, tägl. 12-24 Uhr, Tel. 00385-21 632 602, www.toni-dol.infoGenerell ist frischer Fisch auf Brač sehr teuer, in Restaurants wird für Dorade & Co zwischen 40 und 60 Euro das Kilo berechnet. Dagegen kosten Lammfleisch-Gerichte mit Beilagen um 10 Euro.
Wein: Einen Besuch wert ist das 200 Jahre alte , rustikal-ländliche Atmosphäre und bezauberndes Winzer-Ehepaar. Vina Senjković, Domovinskog Rata 23, Mobil: 00385-(0)98-46 15 06, vinarija.senjkovic@gmail.com, www.vina-senjkovic.hr