Biberparadies und Forsthaus-Jause: Durch das Briesetal nordöstlich von Berlin

Briesetal © FM Rohm

Briesetal © FM Rohm

Der Ausflug ins Briesetal ist ein Tipp für einen sonnigen Tag, denn hier wandert man beschützt unter einem Blätterdach durch die sommerliche Natur. Und falls es leider doch regnen sollte: auch davor schützt das Blätterdach.
 Wir beginnen unseren Ausflug am S-Bahnhof Birkenwerder. Hergekommen sind wir mit der S 1 Richtung Oranienburg, die von der S-Bahn-Ring-Station Gesundbrunnen rund eine halbe Stunde Fahrzeit benötigt. Birkenwerder liegt im Landkreis Oberhavel, etwa drei Kilometer nördlich von Frohnau.
Briesetal © FM Rohm

Briesetal © FM Rohm

Beim Verlassen des Bahnhofs halten wir uns rechts und nehmen dann die erste Straße, Unter den Ulmen, links. Wir laufen durch ein Wohngebiet mit Einfamilienhäusern und großen Gartengrundstücken. Nach etwa fünfhundert Metern führt uns die Verlängerung der Straße aus Birkenwerder heraus und über den Berliner Ring der A 10 in ein Fichtenwäldchen mit Waldschule und Spielplatz. Kurz danach erreichen wir die Briese, die wir überqueren und dann am linken Ufer entlanglaufen. Dieser kleine Nebenfluss der Havel entspringt im nordwestlich gelegenen Wandlitzer See, durchfließt eine Rinne der letzten Eiszeit, dann den Rahmer und Lubowsee , weiter durch die eiszeitliche Rinne und mündet östlich von Birkenwerder in den Oder-Havel-Kanal. Viele Radfahrer und Wanderer sind in dem Naturschutzgebiet unterwegs und genießen die einzigartige Idylle.
Briesetal © FM Rohm

Briesetal © FM Rohm

Glasklar fließt die Briese unter dem Blätterdach, das einzelne Sonnenpunkte auf dem Wasser tanzen lässt und die Szenerie je nach Sonnenstand und Bewölkung in viele Nuancen von hell- bis dunkelgrün taucht. Durch einen Erlenbruch geht es weiter, entlang des Wasserlaufs wachsen zahlreiche Sumpfgräser und Feuchtpflanzen. In den Bäumen tschilpen Buchfinken, Eichelhäher krächzen, Elstern keckern und am Wasser schnattern Entenpaare. Alle hundert Meter wechselt die Vegetation des Auenwalds. Je nach Bodenbeschaffenheit wachsen glattrindige Buchen, malerische Kiefern oder elegante Birken aus dem Waldboden. Von den Birken hat das Flüsschen Briese übrigens seinen Namen, Birken hießen auf slawisch „Breza“.
 

Neues Biotop am Biberdamm
Biberdamm Briesetal © FM Rohm

Biberdamm Briesetal © FM Rohm

An manchen alten Kiefern sieht man noch Spuren der Harzgewinnung, die hier zu DDR-Zeiten betrieben wurde. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde in der Gegend auch noch Torf gestochen, und an drei Wassermühlen Korn gemahlen und Holz geschnitten. Eine davon ist noch bei Zühlsdorf zu sehen. Ansonsten gibt es einfach nur Natur pur. Nach etwa zwei Kilometern gelangen die Wanderer an ein faszinierendes Bauwerk, das die Briese zu einem kleinen See voller Entengrütze aufstaut. Hier haben Biberfamilien ein neues Biotop geschaffen.
Am Biberdamm überqueren wir die Briese ein zweites Mal und folgen ihr nun auf der rechten Seite Richtung Westen. In unmittelbarer Nähe des Biberdamms haben die Nager zahlreiche Bäume in ihrer typischen Sanduhr-Technik angefressen. Aber auch der letzte Sturm hat einige große Fichten entwurzelt, die quer über den Wanderweg liegen. Wer Proviant dabei hat, kann in Holzhütten oder an Tischen und Bänken eine Vesperpause einlegen. Viele Wanderer und Radfahrer überqueren allerdings bei dem Hinweis-Schild zur „Alten Försterei“ nochmals die Briese, und nehmen dort eine kleine Stärkung zu sich, siehe Tipp.
Von dem Imbiss-Lokal müssen wir zurück über die Briese und dann links weiter Richtung Zühlsdorf. Rechterhand wird das Gelände nun trockener, statt Erlen wachsen nun Kiefern und Buchen.
Biberwerk Briesetal © FM Rohm

Biberwerk Briesetal © FM Rohm

Kurz vor Zühlsdorf geht es eine kleine Anhöhe hinauf in einen forstwirtschaftlichen Fichtenwald. Hier wird der Waldweg zunehmend sandiger. An der nächsten Wegkreuzung biegen wir links ab und erreichen nach etwa einem Kilometer die Ausläufer des 2000-Einwohner-Ortes Zühlsdorf. Der sandige Untergrund wird nun von Pflastersteinen abgelöst, etwas weiter bringt uns eine Asphaltstraße an die evangelische Kirche. Davor kündet ein Findling von der ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes 1375. Nach einem halben Kilometer erreichen wir den Bahnhof der historischen Heidekrautbahn, die hier vor dem II. Weltkrieg verkehrte. Vor einigen Jahren wurde sie mit modernen Triebwagen reaktiviert und fährt immer zur vollen Stunde Richtung Berlin. Endstation ist Karow, von dort geht es mit der S 2 zum S-Bahn-Ring, ins Zentrum oder in den Süden.

Tipps: Bürgerliche Küche und Forsthaus-Romantik

Alte Försterei Briesetal © FM Rohm

Alte Försterei Briesetal © FM Rohm

Alte Försterei, Am Forst 4, Oranienburg, OT Wensickendorf, Tel. 033053-71 924, Sbd., So. und feiertags, 9-19 Uhr, wetterbedingt. www.altesforsthauswensickendorf.npage.de
Seit 1983 betreibt Familie Weiß in der Alten Försterei ihr Lokal am Rande des Briesetals. Auf der Koppel davor stehen putzige Eselchen, im Garten scharren prachtvolle Hühner. Der Imbiss hat nur am Wochenende und an Feiertagen geöffnet. „Wir sind bekannt für unsere hausgebackenen Blechkuchen, unsere Rühreier und die selbstgemachte Bowle“, sagt Johannes Weiß (Foto), der in dritter Generation den Imbiss mit seiner Schwester Franziska fortführt. Bei gutem Wetter sitzt man in einem großen Biergarten. Wenn es wieder kühler wird, kocht Mutter Weiß ihre berühmte Hühnersuppe mit Einlage.

Wassermühle Zühlsdorf, Mühlenstraße 10, 16515 Zühlsdorf, Tel.: 033397-61 237.
Seit 1768 wird in diesem wasserbetriebenen Sägewerk Holz geschnitten, von 1375 bis 1900 wurde nebenan zusätzlich Korn gemahlen. Helmut Evers führt bis zu zehn Personen durch sein Sägewerk, allerdings nur nach telefonischer Anmeldung.

Bahnhofstube in Zühlsdorf, Am Bahnhof 13, 16515 Zühlsdorf, Tel. 033397-64 74 37, Mi.-So. 11.30-22 Uhr, www.bahnhofstube.de
Direkt am Bahnhof der Heidekrautbahn kann man sich in diesem 2013 renovierten Restaurant mit solider bürgerlicher Küche und frischem Fassbier für die Heimfahrt nach Berlin gut stärken. Das Angebot ist reichlich, die Preise sind zivil, und der Service ist freundlich.

Der Ausflug dauert von bis Gesundbrunnen etwa 4,5 Stunden. 

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