Gerhart Hauptmann, der berühmteste Gast auf Hiddensee, kannte es noch nicht, das Klackern der Rollkoffer auf dem Asphalt und den gepflasterten Wegen vom Fähranleger im Haupthafen Vitte. „Der erste Eindruck, den man von Hiddensee empfing, war der von Weltabgeschiedenheit und Verlassenheit“ schrieb Hauptmann, der von 1896 bis 1943 die Sommer auf der autofreien Insel verbrachte.
Abgesehen vom Geräusch der Rollkoffer entfaltet die Insel bei ausgedehnten Wanderungen oder Radtouren ihren Zauber. Während stundenlanger Spaziergänge erleben Besucher dann den „grandiosen und furchtbaren Ernst unberührter Natur“, der auch Gerhart Hauptman begeisterte.
Der erste Spaziergang an der Westküste, der Meerseite, führt durch die mit scharfblättrigem Gras bewachsenen Dünen über den Deich. Vor uns breitet sich das kühle Ostseewasser in erstaunlich karibischen Grün- und Blautönen aus. Über uns türmen sich gigantische Wolkentürme in satten Farben, als hätte ein Himmelsmaler Weiß und Grau in den Horizont gegossen. Die nächsten Tage werden wir immer wieder Stunden damit verbringen, diese riesigen Wolkengemälde zu bewundern und beginnen zu verstehen, warum so viele Künstlerinnen und Künstler von der Weite und Natur der Insel so begeistert waren.
Beliebte Künstlerkolonie
Kulturelles Zentrum war der nördlich gelegene Ort Kloster, benannt nach einen nicht mehr existierenden Zisterzienserkloster, das sich dort vom 13. bis 16. Jahrhundert befand. Heute zählen das Gerhart-Hauptmann-Haus und der pittoreske Hafen zu den Hauptsehenswürdigkeiten von Kloster. Ein Tipp für Wanderer ist der Weg nach Grieben. Vom Hafen führt links ein Fußweg auf einen kleinen Sporn und dann wieder hinunter am Bodden entlang zum ältesten Ort auf Hiddensee.
Auf dem Weg zwischen Wiesen und Schilf, unterhalten von jubilierenden Feldlerchen, kann man wunderbar die Seele baumeln lassen. Bänke laden zum Verweilen und Wolkenbetrachten ein, Schwäne wetzen ihr weißes Federkleid in silbern aufleuchtendem Boddenwasser. Hinter Grieben führt der Weg zum höher gelegenen Teil von Hiddensee, dem Dornbusch, auf dem ein Leuchtturm im klassischen Rot-Weiß-Muster steht. Ganz in der Nähe erholen sich Besucher von den Strapazen der Turmbesteigung in einem großen Biergarten. Von hier geht es entweder durch ein Mischwäldchen zurück nach Kloster, oder die Steilklippen hinunter am Meer entlang. Unterwegs sieht man am Steinstrand interessante Kunstwerke, die Hobbykünstler aus Steinen errichtet haben.
Auf der Höhe von Kloster führt die Westküste ein asphaltierter Deichweg für Radler Richtung Süden. Man kann aber auch die Schuhe ausziehen und am weißsandigen Strand entlanglaufen. Mehr als zehn Kilometer sind es bis zum Naturschutzgebiet Gellen am Südende der Insel, das nicht betreten werden darf. Der Rückweg führt durch eine flache, zerbrechlich wirkende Landschaft über Neuendorf zurück nach Vitte. Der allabendliche visuelle Sundowner macht süchtig: Sonnenuntergang vor imposanten Wolkengemälden.
Weitere Informationen:
Fährverbindungen nach Hiddensee:
Die Fähre von Stralsund braucht rund zwei Stunden, die von Schaprode auf Rügen etwa eine Stunde nach Vitee, Hin- und Rückfahrt 17,90 Euro. Die letzte fährt um 18.345Uhr, nur zur Hochsaison gibt es noch eine Spätfähre von Schaprode. Ansonsten stehen Wassertaxis zur Verfügung. www.reederei-hiddensee.de
Unterkunft mit Preisvergleich: www.fremdenverkehrsbuero.info/fremdenverkehrsamt-hiddensee.html
Essen und Trinken:
Buhne XI, Norderende 104 A, Vitte, Tel. 03 83 00-299, direkt hinter dem Deich gelegene, knuffige Einrichtung, solide, preiswerte Fischgerichte, www.hiddensee-buhne11.de
Godewind, Süderende 53, Vitte, Tel. 03 83 00- 66 60, abwechslungsreiche Küche, Fisch, Vegetarisch, am Wochenende reservieren, www.hotelgodewind.de
Homunkulus, Norderende 181, Vitte, Tel. 03 83 00-60 593, Seebühne, Figurensammlung und Café mit Südwest-Terrasse, guter Kuchen, www.homunkulus.de
Zum Klausener, Am Dornbuschwald 1, Kloster, Restaurant mit großem Winter- und Biergarten, Tel. 03 83 00-66 10, www.klausener-hiddensee.de