Experte für automobile Schmuckstücke


Alexander Haller am 1931er Bentley.

Seit rund zehn Jahren restauriert Alexander Haller in Haselhorst seltene und hochwertige Oldtimer. Sie können sogar mit Originalfarben lackiert werden

Franz Michael Rohm

„Los, noch mal anheben und dann ziehen“, gibt Alexander Haller das Kommando. Vier Mechaniker heben einen Motorblock samt Getriebe leicht an. Den haben sie vorher mitsamt aus einem Porsche 911 Targa Baujahr 1989 ausgebaut. Nun soll noch das Getriebe vom 3,6-Liter-Sechszylinder-Motor getrennt werden. Nach einigem Fluchen und Ruckeln gelingt es. Im nächsten Schritt wird das Getriebe fachmännisch generalüberholt. Bis der Oldtimer wieder fährt, wird es noch einige Zeit vergehen. „Das ist Präzisionsarbeit“, sagt der jugendlich wirkende Mittdreißiger.

Der Motor des Porsche 911er Targa ist draußen.

Seit knapp zehn Jahren ist er Mieter einer ehemaligen Fabrikhalle der Mannesmann Werke. Das Gelände hat Historie: einen Steinwurf von der Havel entfernt befand sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Köhlerei, auf der Schwarzpulver für die nahegelegene Zitadelle hergestellt wurde. Heute stehen in der großen Halle automobile Preziosen auf Hebebühnen, die das Herz von Oldtimerliebhabern höher schlagen lassen. Neben dem Porsche wird ein perlweißes Mercedes SL-Cabrio, im Fachjargon Pagode genannt, mit tiefroter Lederausstattung repariert. „Unter 100.000 Euro findet man so etwas kaum noch“, weiß Haller.

Zur Inspektion steht ein felsgrauer Ferrari 308 GTS , auf zwei weiteren Hebebühnen schweben eine silberfarbener Facel Vega Limousine von 1961 und ein Nash Healey Sportwagen. „Von dieser britisch-amerikanischen Zusammenarbeit aus den frühen 1950er Jahren wurden nur knapp 450 Exemplare gebaut“, so Haller. Weiter hinten schimmert hinter einer nackten Karosserie eines BWM 3000 CS-Coupés in schwarz-blauem Lack eine absolute Rarität. Ein 1931er Bentley.

Alexander Haller am 1931er Bentley.

„Dieses Fahrzeug war das letzte, bevor Rolls Royce Bentley übernahm. Es gehörte Woolf Barnato, einem schwerreichen Mitglied der sogenannten Bentley-Boys. Deren Hobby waren diese einzigartigen Limousinen mit 8-Liter-Hubraum-Motor und 4 Meter Radstand“, führt Haller aus. Ein Jahr lang wird er mit seinem Werkstattleiter und dem Karrosseriespezialisten das gut erhaltene Fahrzeug auseinander bauen, alle Teile der Aluminiumkarosserie auf Korrosion untersuchen, Schadflächen bearbeiten, und anschließend originalgetreu in Blau und Schwarz lackieren.

Seine Leidenschaft für außergewöhnliche Automobile begann in seiner Kindheit. Sein Vater fuhr ihn schon als Kleinkind im Porsche spazieren. Der Senior betrieb eine Firma für Aufbauten von Müllfahrzeugen und Flugkraftstoff-Tankwagen. „Manchmal sieht man auf BSR-Fahrzeugen mit Haller-Schriftzug an der Ladehydraulik“, sagt Alexander Haller. Als sein Vater viel zu früh starb, Alexander Haller war 12 Jahre alt, wurde der Betrieb, auch wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten, verkauft. Nach dem Fachabitur absolvierte Haller ein Studium in Maschinenbau mit dem Schwerpunkt Mechatronik. 2016 startete er seine Werkstatt für Oldtimer-Restaurierungen.

In der Werkstatt arbeiten vier Spezialisten und ein Geselle. „Die Teilebeschaffung ist durch das Internet erheblich transparenter geworden, das ist ein Vorteil gegenüber früher“, berichtet Haller. „Ansonsten ist das eben Handwerk. Was nicht passt wird passend gemacht.“ Im Laufe der Zeit kam in einer weiteren Halle noch eine Speziallackerierei dazu. „Die Nachfrage ist enorm, und es gibt kaum Firmen, die noch mit den historischen Nitrolacken arbeiten dürfen“, so Haller.

Auch ein Hingucker: Die Front eines Jaguar XK 150 von 1957.

Drittes Standbein ist eine Halle, in der Verbrenner-Aficionados ihre Kostbarkeiten unterstellen können. „Auch da besteht eine Nachfrage, denn diese Kunden benötigen immer wieder unsere Hilfe bei technischen Problemen oder wenn die Fahrzeuge zum TÜV müssen“, verrät Haller. Sorge bereitet ihm derzeit die Tatsache, dass das Gelände zur insolventen Signa-Gruppe gehört. „Wie das weitergeht, wissen wir nicht“, sagt der Oldtimer-Spezialist. Dann wendet er sich einem Jaguar XK 150 von 1957 zu, dem Vorgänger des berühmten E-Type.

Haller Automobile, Telegrafenweg 21, Haselhorst, Tel. 21 95 20 50, www.haller-automobile.de

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