Wenn der Sohn mit dem Vater
Nach mehr als zehn Jahren ist Alexander Levy von der Rudi-Dutschke-Straße nach Moabit gezogen. Zum Gallery Weekend eröffnet er mit seinem Vater eine neue Doppelgalerie. Bei LEVY werden Ikonen wie Meret Oppenheim, Daniel Spoerri und Man Ray gezeigt. alexander levy präsentiert konzeptuelle Kunst von Egor Kraft mit gesellschaftspolitischen Statement
Die Epizentren verlagern sich in der Berliner Kunstszene. Was früher wild und angesagt war, etwa der Standort Rudi-Dutschke-Straße 26 mit Galerien wie Michael Werner, Crone, Michael Janssen, Jablonka, Isabella Czarnowska und alexander levy, wird heute für Büros von Start-up-Firmen genutzt. Einge der Galerien sind nach Wilmersdorf und an die Potsdamer Straße gezogen, oder wurden geschlossen. Alexander Levy und sein Vater Thomas Levy eröffnen ihre Doppelgalerie zum Gallery Weekend zwischen Knast Moabit und Evangelischer St. Johanniskirche.
Das Ladengeschäft an der Ecke Thomasiusstraße beherbergte vor vielen Jahren ein Möbelgeschäft, dann einen Schlecker-Markt, später die Galerie Gregor Podnar. Ab 29. April finden Kunstaffine hier die beiden Galerien LEVY und alexander levy. „Zwei Eingänge, ein Mischkonzept“ beschreibt Alexander Levy die Idee für den White Cube mit vier Metern Deckenhöhe. Sein Vater Thomas Levy, der in Hamburg seit mehr als 50 Jahren eine renommierte Galerie betreibt, wird in einem Raum ausstellen. Durch eine Schiebetür lässt sich der Raum trennen oder zu dem größeren Raum von Sohn Alexander öffnen. Im Keller befinden sich weitere Ausstellungsräume, die teilweise durch die Galerie LEVY oder einzelne Projekte der Künstler beider Galerien bespielt werden. Einer der Räume wird als dauerhafter Videoraum mit wechselndem Programm etabliert. Ein weiterer Raum kann separat als Art-Viewing-Room für potenzielle Käufer genutzt werden.
„Es war an der Zeit für Veränderung“, sagt der 37-Jährige Galerist. „Wenn man mehr als zehn Jahre mit denselben Räumen gearbeitet hat, braucht es neue räumliche Impulse. Die setzten wir nun in Moabit“, führt der ausgebildete Musik-Manager aus. Die Galerie führt er mit Lydia Ahrens, die seit 2016 dabei ist,seit letztem Jahr als zweite Geschäftsführerin.
Als Sohn eines erfolgreichen Galeristen, der bedeutende Künstlerinnen und Künstler wie Eduardo Arroyo, Meret Oppenheim, und Daniel Spoerri vertritt, kam Alexander früh mit diesen Protagonisten moderner Kunst in persönlichen Kontakt. Nach einem Ausflug ins Medienmanagement bei Warner Music und Versuchen mit elektronischer Musik entschied er sich nach einem viermonatigem Argentinienaufenthalt, das Angebot seines Vaters als Leiter von dessen neuer Berliner Dependance anzunehmen. „Wir eröffneten 2009 in der Rudi-Dutschke-Straße mit Meret Oppenheim und Daniel Spoerri“, erinnert sich Alexander Levy.
Drei Jahre später zog sich Levy Senior aus Berlin zurück und Levy Junior startete mit seiner eigenen Galerie am selben Ort, mit konträrem, konzeptuellen Programm: Julius von Bismarck, „Punishment I“. Der Absolvent der 2013er Meisterklasse von Olafur Eliasson gehört seither ebenso wie seine Mitschüler Felix Kiessling und Fabian Knecht zu den Künstlern, die immer wieder in wechselnden Konstellationen bei alexander levy ausgestellt werden. Weitere wichtige zeitgenössische konzeptuelle Künstlerinnen und Künstler der Galerie sind Ella Littwitz, Sinta Werner und Mischa Leinkauf. Auf sie aufmerksam wurde Levy bei Abschlussausstellungen von Berliner Kunsthochschulen, auf Kunstmessen, „und in Kneipen“, so Levy. „Mit der Zeit entwickelt man sein Netzwerk.“
Schwieriger sei das Netzwerk an Sammlern und Käufern zu spinnen. „Das hat mehr als fünf Jahre gedauert und in einer Stadt mit einer so riesigen Szene enorm viel Einsatz erfordert.“ Gerade im Bereich der konzeptuellen Kunst ist die Vermarktung schwierig. „Nur wenige können eine Installation, einen Film oder sonstige visuelle Arbeit in ihre Wohnung oder Haus einbauen. Um diese Kunst wirtschaftlich zu vermarkten, braucht man Kontakte zu Institutionen und Museen oder größeren privaten Sammlungen.
Zur Galerieeröffnung am Gallery Weekend zeigt sein Vater Thomas Levy Arbeiten von Meret Oppenheim, Man Ray und Daniel Spoerri. „Arbeiten von Meret Oppenheim vertrete ich seit mehr als vierzig Jahren exklusiv, Daniel Spoerri seit dem Jahr 2000. Man Ray zählt für mich zu den größten Künstlern des vergangenen Jahrhunderts. Ich habe ihn 1969 in Paris kennengelernt“, erklärt der 75-Jährige.
In Alexander Levy‘s Räumen setzt sich der russisch-österreichische Künstler Egor Kraft vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine mit der Thematik von Propaganda-Lügen im Krieg auseinander. Egor Kraft zeigt selbst entwickelte Prototypen von serverloser Technik zur Verifizierung von beispielsweise Foto- oder Filmaufnahmen. „Durch ein blockchainbasiertes Werkzeug sollen unabhängige Journalisten die Metadaten ihrer Aufnahmen fälschungssicher speichern können“. Außerdem stellt der Künstler sein Projekt dezentraler Datenspeicherung vor, mit dem Zensurmaßnahmen umgangen werden können.
alexander levy und LEVY, Alt-Moabit 110, Moabit, Tel. 030-25 29 22 21
Mi-Sa 11-19 Uhr www.alexanderlevy.de